Insel: Offener Konflikt zwischen Chefärzten und Spitalleitung

Chefärzte und Klinikleiter fordern, dass die Ärzte feste Sitze in Insel-Direktion, Verwaltungsrat und der Leitung von Berns Medizinfakultät erhalten.

, 26. März 2024 um 15:53
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Der Brief ging an CEO Uwe Jocham, an Verwaltungsratspräsident Bernhard Pulver sowie an Claudio Bassetti, den Dekan der Medizinischen Fakultät der Uni. Und bald darauf ging er an die «Berner Zeitung» und den «Bund».
Darin äussern insgesamt 42 Klinikdirektoren und Chefärzte Kritik an den Zuständen am Inselspital. Insbesondere die Situation im Forschungsbereich respektive die Zusammenarbeit mit der Universität wird offenbar als kritisch erachtet.
«Wir machen uns grösste Sorgen um die Zukunft der universitären Medizin am Standort Bern», heisst es etwa. Oder: «Wir sind der Ansicht, dass bei einer Fortführung der aktuellen Politik die Zukunft von hochstehender Patientenversorgung, Lehre und Forschung am universitären Standort der Insel-Gruppe ernsthaft gefährdet ist.»

Auseinanderdriften

Der ziemlich offene Brief war am Montag bei einem Treffen des Vereins der Chefärztinnen und Chefärzte des Inselspitals aufgesetzt worden. Insgesamt lässt er ahnen, dass sich die Mediziner zuwenig eingebunden fühlen in die Prozesse: Leitung und Ärzteschaft würden immer weiter auseinanderdriften, so eine Bemerkung.
Dies wiederum führt zur Forderung, dass künftig mindestens je ein von der Ärzteschaft bestimmter Vertreter in der Spitaldirektion, im Verwaltungsrat wie auch in der Fakultätsleitung sitzen soll – und dort auch Stimmrecht hat.
  • Der Berner Gesundheitsökonom Heinz Locher kritisiert die Leitung der Insel Gruppe. Er schlägt nun vier radikale Massnahmen vor.
Im Hintergrund steht, dass die Insel Gruppe vor knapp zwei Wochen ein deutlich enttäuschendes Jahresergebnis mit hohen Verlusten lieferte – was sich zum Teil auch aus einem Rückgang der Patientenzahlen erklärte. Dies wiederum wurde vielfach als Zeichen eines Vertrauensverlusts gelesen.
In der Folge äusserten dann ehemalige Kaderärzte Kritik an der Spitalleitung. Sie vermeldeten eine hohe Fluktuation, Bedeutungsverlust, sowie eine «Mobbingkultur». «Man hat eine echte Mobbing-Kultur etabliert», sagte beispielsweise Peter Villiger in einem Beitrag von Radio SRF; er hatte von 1999 bis 2020 die Klinik für Rheumatologie und Immunologie am Inselspital geleitet. Rund 30 Mediziner – so der Radiobeitrag – forderten eine externe Untersuchung sowie eine externe Anlaufstelle fürs Personal; vereinzelt seien nun arbeitsrechtliche Anzeigen ehemaliger Ärzte geplant.

Schwierige Zeiten

Die Fluktuation sei nicht höher als sonst, widersprach indes die Spitalleitung: Sie sei stabil.
Verwaltungsratspräsident Bernhard Pulver erinnerte daran, dass «die Insel» schwierige Zeiten durchmacht – zuerst wegen Corona, dann wegen grosser Neubauten, schliesslich wegen eines neue Entlöhungssystems für Kaderärzte. All dies seien Veränderungen gewesen, die nicht einfach zu bewältigen waren.
Und zugleich werde es schwieriger, Geld für die Forschung aufzubringen.
«In letzter Zeit gab es viele Herausforderungen», sagte Pulver, der 2019 das Präsidium der Spitalgruppe übernommen hatte. «Die Folge davon: Viele Themen konnten wir jeweils mit der Ärzteschaft nicht ausreichend klären.»
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