«Eine derart positive Entwicklung hätte ich nicht erwartet», räumt der Gesundheitsökonom Heinz Locher ein angesichts der Finanz-Kennzahlen der grossen Schweizer Spitäler.
Quelle: Angaben der Spitäler. Grafik: em
Zwei Spitäler sogar vorbildlich
Medinside hat die Ebitda-Marge von 26 grossen Schweizer Spitälern erhoben und sie mit jener des Vorjahres verglichen (mehr zur Ebitda-Marge und zur Erhebung weiter unten). Das Resultat: Überraschend viele Spitäler haben sich sehr schnell vom Pandemiejahr 2020 erholt.
An der Spitze liegen die Thurmed-Gruppe mit den Spitälern Frauenfeld und Münsterlingen sowie das Spital Limmattal. Beide erreichen eine Ebitda-Marge von mehr als zehn Prozent.
Nur wenig Spitäler schlechter als im Vorjahr
Mit diesen zehn Prozent Marge sind die Spitäler in der Lage, selber genug Geld zu erwirtschaften, um langfristig ihren Betrieb sicherstellen zu können. Auch das Kantonsspital Baden ist mit 9,5 Prozent nah an dieser Vorgabe.
Der grösste Teil der Spitäler hat besser geschäftet als letztes Jahr. Ausnahmen sind die Spitäler Schaffhausen, und das Neuenburger Spitalnetz RHNE. Auch das Freiburger Spital verzeichnet einen Taucher.
Der Rekord-Aufsteiger
Den Aufsteiger-Rekord verzeichnet das Luzerner Kantonsspital Luks: Es hat seine Ebitda-Marge von 0,2 Prozent auf 8,8 Prozent erhöht.
Ebenfalls auffällig: Ausser dem Lausanner Universitätsspital (CHUV) hat kein einziges Spital mehr eine negative Marge - im letzten Jahr waren es deren vier. «Die Spitäler haben ihre Hausaufgaben gemacht», kommentiert Heinz Locher gegenüber Medinside dieses Resultat.
Zusatzversicherte werden zum Risiko
Ist nach den schlechten Zahlen vom letzten Jahr also alles wieder in Ordnung in der Schweizer Spitallandschaft? Mitnichten. Heinz Locher gibt zu bedenken, dass die Spitäler nächstes Jahr mit tieferen Erträgen rechnen müssen – insbesondere jene Spitäler mit einem hohen Anteil an Zusatzversicherten.
Denn die eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma hat festgestellt, dass Spitalrechnungen für Zusatzversicherte zum Teil unbegründet hoch oder ungerechtfertigt seien. Künftig werden die Spitäler nur noch «echte Mehrleistungen» verrechnen dürfen.
Zu tiefer Basispreis
Heinz Locher gibt auch zu bedenken, dass der Basispreis – ein Durchschnittswert für Behandlungen in einem bestimmten Spital – derzeit tendenziell zu tief sei.
Dass weiterhin die Mehrheit der Spitäler nicht die empfohlene Minimalmarge von zehn Prozent erreicht, findet Locher «sehr problematisch.» Denn Investitionen sollten nach Möglichkeit aus laufenden Erträgen finanziert werden.
Hirslanden nicht im Vergleich
Der Privatklinik-Gruppe Hirslanden gelingt diese Finanzierung problemlos: Sie konnte letztes Jahr ihre Ebitda-Marge von 15,1 auf 15,6 Prozent steigern. Da Hirslanden 17 Kliniken mit unterschiedlichen Finanzerträgen betreibt und einer ausländischen Gesellschaft gehört, wurde sie im Vergleich nicht aufgeführt.
So hat Medinside die Daten erhoben
Die Tabelle zeigt die Ebitda-Marge von 26 grossen Schweizer Spitälern. Die Ebitda-Marge ist eine Kennzahl dafür, wie profitabel ein Unternehmen ist. Sie wird auch Umsatzrendite genannt. Eine hohe Umsatzrendite zeigt, dass ein Spital vergleichsweise geringe Kosten hat, um den Betrieb am Laufen zu halten.
Einige Spitäler ziehen Mietkosten ab
In der Tabelle beziehen sich die Zahlen des Spitals Wallis, des Universitätsspitals Basel und der Solothurner Spitäler nicht auf die Ebitda-, sondern auf die etwas höhrere Ebitdar-Marge. Die genannten drei Spitäler mieten ihre Liegenschaften und ziehen deshalb bei der Berechnung der Umsatzrendite auch die Mietkosten von den Ausgaben ab. Die meisten Schweizer Spitäler sind Eigentümer ihrer Liegenschaften.
Das Kantonsspitals Zug, das auch zu den grossen Spitälern der Schweiz gehört, gibt selbst auf Anfrage keine Ebitda-Marge mehr bekannt.