Alzheimer-Medikament zeigt ermutigende Ergebnisse

Der Alzheimer-Wirkstoff Donanemab konnte den kognitiven Abbau um 35 Prozent verlangsamen, hat aber möglicherweise mehr Nebenwirkungen als Lecanemab.

, 18. Juli 2023 um 09:30
image
Donanemab weckt bei Alzheimer-Experten und Betroffenen gleichermassen Hoffnung auf einen möglichen Durchbruch in der Behandlung dieser tückischen Erkrankung. | Freepik
Die US-amerikanische Pharmafirma Eli Lilly hat am Montag die mit Spannung erwarteten Ergebnisse der klinischen Phase-III-Studie zu ihrem Alzheimer-Wirkstoff Donanemab vorgestellt. Das vielversprechende Medikament wurde speziell entwickelt, um den geistigen Abbau bei Alzheimer-Patienten zu verlangsamen, kann ihn aber nicht aufhalten oder rückgängig machen.
Bei den untersuchten Alzheimer-Patienten in einem frühen Krankheitsstadium konnte der kognitive Abbau um beeindruckende 35 Prozent verlangsamt werden im Vergleich zu denjenigen, die lediglich ein Placebo erhielten. Die beiden Organisationen Alzheimer Schweiz und Swiss Memory Clinics werten die vorgestellten Resultate in einer Mitteilung als positiv, betonen aber, dass die Beratung und Begleitung von Menschen mit Demenz nach wie vor zentral sei.

Nebenwirkungen in Form von Hirnschwellungen und Hirnblutungen

Mit Lecanemab hat auch Biogen einen Wirkstoff gegen die Krankheit entwickelt. Donanemab war nun aber etwas wirksamer als Lecanemab, der Anfang 2023 in den USA zugelassen wurde. Allerdings sind die Studien zu den beiden Präparaten gemäss Experten nicht direkt vergleichbar. Es seien weitere Untersuchungen nötig, um den genauen Unterschied und mögliche Nebenwirkungen von Donanemab zu ermitteln.
«Der Unterschied zwischen den beiden Substanzen scheint gering zu sein», sagt Rafael Meyer, Präsident der Swiss Memory Clinics. Gemäss den Studiendaten könnte es sein, dass Donanemab etwas mehr Nebenwirkungen in Form von Hirnschwellungen und Hirnblutungen verursacht. Der langfristige Nutzen und die Risiken der Alzheimer-Wirkstoffe würden sich aber erst nach der Zulassung und einem breiteren Einsatz vollumfänglich zeigen.

Entscheid über Zulassung in der Schweiz noch offen

Wie die bereits bekannten Wirkstoffe Aducanumab (Biogen) und Lecanemab (Biogen) soll auch Donanemab (Eli Lilly) die schädlichen Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn abbauen. Diese Eiweissablagerungen gelten als einer der Hauptfaktoren für die Entstehung der Krankheit. Alle Wirkstoffe greifen in die grundlegenden Krankheitsmechanismen ein.
In den USA will der Pharmariese Eli Lilly nun in den nächsten Wochen die Zulassung für Donanemab beantragen, in der Schweiz steht die Entscheidung über ein Zulassungsgesuch für den Wirkstoff noch aus.
Die Hoffnung auf eine wirksame Alzheimer-Therapie wächst mit jedem Durchbruch in der Forschung, und die internationale medizinische Gemeinschaft verfolgt die Entwicklungen aufmerksam, um den Kampf gegen diese heimtückische Krankheit voranzutreiben.

  • forschung
  • alzheimer
  • medikamente
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Novartis: Weko sieht keinen Missbrauch mit Sperrpatent

Die Hausdurchsuchung bei Novartis vor zwei Jahren hat keine Folgen: Der Pharmakonzern habe nichts Illegales gemacht, teilt die Wettbewerbskommission mit.

image

Roche macht sich bei seltenen Krankheiten rar

Der Basler Pharmakonzern richtet seine Forschung neu aus: Er will sich auf fünf grosse Therapiegebiete konzentrieren.

image
Gastbeitrag von Andri Silberschmidt

Pharma: Es braucht einen Ruck – und mehrere Kompromisse

Derzeit berät das Parlament über eine Reihe von Fragen, die für unsere Medikamentenversorgung entscheidend werden.

image

In Konstanz kriegt man mehr aktuelle Arzneimittel als in Kreuzlingen

Geht es um den Zugang zu neuen, innovativen Medikamenten, so liegt die Schweiz auf Rang 6 in Europa. Bei den Medikamenten gegen seltene Krankheiten liegt sie auf Rang 9.

image

Bundesrat: Fünf Schritte gegen Medikamenten-Engpässe

Unter anderem prüft die Landesregierung befristete Import-Zulassungen, einfachere Bewilligungen oder den Verzicht auf Wirtschaftlichkeits-Prüfungen.

image
Gastbeitrag von Niklaus Meier und Katharina Blankart

Arzneimittelpreise: Das Swiss Drug Pricing Model könnte Klarheit schaffen

Ein neues Modell hilft, für neue Medikamente den angemessenen Preis zu ermitteln – und so den Verhandlungspartnern Orientierung zu bieten. Die Basis: Effizienz und Evidenz.

Vom gleichen Autor

image

Kantonsspital Glarus verliert GL-Mitglied

Thomas Kühnis, Chef der Finanzen, Informatik und Betriebe, verlässt nach neun Jahren die Geschäftsleitung des Kantonsspitals Glarus.

image

Neue Ärzte-Tarife auf dem Weg zur Genehmigung

Die Tarifpartner beantragen wie geplant die Genehmigung eines Tarifsystems aus ambulanten Pauschalen und Tardoc.

image

Schatten über dem Verkauf des Spitals Flawil

Wurden beim Verkauf des Spitals Flawil die Vertragspartner getäuscht? Mehrere Kantonsparlamentarier verlangen Antworten von der St.Galler Regierung.