Auf einer Bettdecke hält eine faltenlose Hand eine runzlige Hand mit Altersflecken. Eine ältere Frau sitzt zufrieden im Rollstuhl vor einem hellen Fenster. Broschüren und Webseiten, die über die Pflege schwerstkranker Menschen informieren, sind micht solchen oder ähnlichen Bildern reich bebildert. Experten halten das für problematisch. Denn die gekauften Fotos vermitteln ein idealisiertes und unrealistisches Bild von Palliativpflege und Sterben, wie Forschende des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) betonen.
Die Wissenschaftler analysierten mehr als 600 Stock-Fotos aus kommerziellen Bildagenturen wie Shutterstock, die mit dem Begriff «Palliativpflege» in Verbindung gebracht wurden. Sie stellten wenig überraschend fest, dass die in diesen Bildern dargestellten Szenen häufig nachgestellt sind und Fotomodelle verwenden. Oder anders ausgedrückt: Die gezeigten Situationen, in denen das Pflegepersonal mit den Patienten interagiert, vermitteln ein verfälschte Vorstellung von der Realität des Sterbens. Die abgebildeten Personen haben meist einen friedlichen Gesichtsausdruck und sind in angenehmen Umgebungen platziert.
Medizinische Herausforderungen werden «ignoriert»
Die untersuchten Bilder zeigen zudem häufig Szenen von Zuneigung und Nähe zwischen Pflegenden und Patienten. Die Atmosphäre wirkt ruhig und angenehm. Die Forscher argumentieren, dass solche Darstellungen die modernen Konzepte der Palliativmedizin hervorheben, darunter Empathie, Schmerzlinderung und die Vorstellung des Todes als Übergang.
Sie betonen jedoch, dass diese idealisierten Bilder wichtige Aspekte des Sterbens ausblenden: Trauer, Schmerz und die realen medizinischen Herausforderungen werden oft ignoriert. Zudem spiegeln die Bilder keine Vielfalt in Bezug auf Alter, Geschlecht oder ethnische Zugehörigkeit wider. Auch die Pflegenden sind gemäss Studie übrigens nicht glücklich über die wirklichkeitsfremde Darstellung ihrer Arbeit. Die Pflegenden auf den Bildnern sind meist jung, attraktiv und weiblich. Die kranken Menschen sind alt, weiss und gut gekleidet.
Ein ausgewogeneres Sterbebild vermitteln
Die Überbetonung eines angenehmen und friedlichen Sterbens kann zu unrealistischen Erwartungen führen, die in der Realität nicht erfüllt werden können, sind die Experten überzeugt. Dies kann zu Konflikten in der palliativen Versorgung führen, wenn die tatsächliche Pflege nicht den idealisierten Bildern entspricht. «Natürlich ist es problematisch, wenn das Sterben als Schreckgespenst dargestellt wird. Aber es ist genauso problematisch, wenn es extrem beschönigt wird», erklärt Studienautor Gaudenz Metzger.
Die Forschenden betonen deshalb die Notwendigkeit, ein ausgewogeneres Bild vom Sterben zu vermitteln, das die Vielfalt der Erfahrungen und Herausforderungen widerspiegelt. Die Erfahrungen von Schwerkranken, Pflegepersonal und Angehörigen sollten in ihrer ganzen Vielfalt respektiert und verstanden werden, um eine angemessene Betreuung und Unterstützung am Lebensende zu gewährleisten.