Der Fitnessbranche ging es auch schon besser: Wie die Auswertung «Die Schweizer Fitness-Wirtschaft» von Juni 2021 der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement zeigt, haben «über alle Anlagen betrachtet 21,66 Prozent der Mitglieder ihre Mitgliedschaft während der Pandemie gekündigt». In Auftrag gegeben wurde die Studie von der IG Fitness Schweiz. Knapp 500 Betriebsstätten nahmen an der Online-Umfrage teil.
Die Abnahme von Mitgliedschaften wirkt sich auch auf die Versicherer aus. Das bestätigen die vier grössten Krankenkassen der Schweiz CSS, Group Mutuel, Concordia und Swica, die je nach Vertrag zwischen 200 und 800 Franken pro Jahr an ein Jahresabonnement (siehe Übersicht am Ende des Textes) im Fitnesscenter bezahlen.
Tausende Rechnungen weniger
Die CSS verzeichnet laut Mediensprecherin Sabine Betschart 2020 «eine Abnahme der Nettoleistungen im Bereich Fitnessabos von rund 23 Prozent». Eine Reduktion von klassischen Fitnesscenter-Abos beziffern kann auch Silvia Schnidrig, Leiterin Unternehmenskommunikation bei Swica: «Die Hauptsaison der Abo-Verkäufe liegt jeweils Anfang Jahr. Deshalb war 2019 noch ein recht normales Jahr. Der Rückgang von etwa 15 bis 20 Prozent war vor allem 2020 spürbar.»
Einen konkreten Vergleich zieht Serkan Isik, Leiter Medienkommunikation bei Group Mutuel: «Wir erhielten 64'677 Rechnungen für Abonnements, die 2019 abgeschlossen wurden. 2020 waren es noch 38'907.» Das sind 25'770 weniger Abonnements.
Gespart wird kaum
Wie sich das auf die Buchhaltung auswirkt? «Aufgrund der eingereichten Rechnungen hat die Group Mutuel zirka 40 Prozent weniger Aufwendungen in diesem Bereich.»
Von Einsparungen reden will die CSS nicht: «Wir haben unseren Kunden neue Angebote wie Tai-Chi oder Qi-Gong zugänglich gemacht; auch die Alters-Limite des Kinderschwimmkurses wurde auf 16 Jahre angehoben. Dies führt folglich zu Mehrkosten. Weiter übernehmen wir diverse Kurse im Bereich Familie und Bewegung. Deshalb kann nicht pauschal von einer Einsparung die Rede sein.»
Und während die Swica wegen der Umstellung auf andere Angebote keine Abnahme bei den eingereichten Rechnungen feststellt, kann die Concordia wegen fehlender Zahlen keinen Vergleich zu 2019 ziehen.
Vom Fitnesscenter zum Psychologen?
Ein grosses Thema während Coronakrise ist die psychische Belastung - weniger Sport und Bewegung drücken auf die Seele. Findet eine Umlagerung vom Fitnesscenter auf die Couch des Psychologen oder Psychiaters statt?
«Eine psychische Krankheit kann ihren Ursprung vielerorts haben. Wie sich die Coronakrise auf die Sportler auswirkt, kann nicht abschliessend beantwortet werden. Es wird vermutet, dass viele auch seit der Krise Sport im Freien ausüben», antwortet Betschart von der CSS.
Anders klingt es seitens der Swica: «Ob es eine eins zu eins personenbezogene Umlagerung gibt, können wir nicht sagen. Was wir aber feststellen ist, dass die kostenlosen psychologisch-psychiatrischen Sprechstunden von santé24 und auch das Online-Training gegen Corona-Stress auf eine rege Nachfrage stossen», erklärt Schnidrig.
Bei der Group Mutuel belaufen sich die Leistungen bei den Zusatzversicherungen für Psychologen 2019 auf 4'268'692 und für 2020 auf 4'351'367 Franken. Das ist ein Plus von 82'675 Franken. «Ob es sich dabei um eine Umlagerung handelt können wir nicht mit Sicherheit eruieren. Es könnte auch allgemein im Zusammenhang mit der aktuellen Covid-Situation sein.»
Wie die Versicherer erklären, stellen sie seit dem Ausbruch der Pandemie ihren Kunden ein umfassendes Unterstützungsangebot betreffend die Themen Ernährung, Fitness oder Kinder- sowie Jungendpsychologie für zu Hause zur Verfügung.
Fitnessstudio: Das sind die maximalen Jahresbeiträge
CSS: 500 Franken maximal
Group Mutuel: 200 Franken maximal
Concordia: 200 Franken maximal (Mindestdauer 6 Monate)
Swica: 800 Franken maximal
Hier geht es zur Studie der IG Fitness Schweiz