29 von 30 Apotheken wollten teurere Medikamente verkaufen

Ein Test des «K-Tipps» gibt ein wenig schmeichelhaftes Bild ab: Nur eine Apotheke empfahl wunschgemäss auf Anhieb das billigste Medikament.

, 13. März 2024 um 10:17
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Suche den (Preis-)Unterschied: Nasensprays Xylo Mepha Plus und Xylo Dexpanthenol von Spirig.
Was die Apotheken bei verschreibungspflichtigen Medikamenten nicht dürfen, machen offenbar viele dafür bei den rezeptfreien Präparaten: Sie empfehlen teurere Produkte, auch wenn die Kundin das billigste verlangt. Jedenfalls ergab dies eine Stichprobe der Konsumentenzeitschrift «K-Tipp» in 30 Apotheken in der Deutschschweiz.
Dabei verlangte eine Kundin mit Grippesymptomen jeweils ein Durchfallmedikament und einen Nasenspray. Und zwar mit dem Wunsch, dass es möglichst wenig koste. Nur gerade eine von 30 besuchten Apotheken – es war Coop-Vitality im Einkaufszentrum Seewen-Markt in Schwyz – empfahl der Frau auf Anhieb die günstigsten Präparate.

13 Franken Preisunterschied

Zum Beispiel: Der Nasenspray Xylo Dexpanthenol Spirig kostet mit Fr. 3.30 über zehn Franken weniger als der Xylo Mepha Plus; dies, obwohl der billigere Spray auch noch mehr Inhalt hat.
Beim Durchfallmittel ist der Preisunterschied sogar noch höher: Die Loperamid-Kapseln von Sandoz kosten Fr. 6.45 Franken; das sind über 13 Franken weniger als das empfohlenen Imodium lingual. Letztere sind Schmelztabletten, die auf der Zunge zergehen, und unterscheiden sich dadurch von den Kapseln. Das war denn auch der Grund, dass einige Apotheken von den billigen Kapseln abrieten.
Das Apotheken-Personal empfahl aber auch beim Nasenspray im ersten Anlauf meistens das teurere Produkt. Immerhin gaben die Berater auf das erneute Nachhaken, ob es wirklich das billigste Produkt sei, meistens auch das günstigere an.

Mepha-Produkte bevorzugt

Den Testern fiel auf, dass in vielen Apotheken Mepha-Produkte empfohlen wurden, obwohl diese weder beim Durchfall-Medikament noch beim Nasenspray am günstigsten sind.
Der Apothekenverband Pharma Suisse sieht im Resultat der Stichprobe kein Problem. Man könne von den Apotheken nicht verlangen, dass diese stets das günstigste Präparat abgeben. Bei rezeptfreien Medikamenten müssten die Kunden selber aktiv werden, wenn sie sparen wollen.
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