Die Gesundheitskosten sind wieder verstärkt ein nationales Diskussionsthema – einerseits wegen der Spitalkrise, andererseits wegen mehrerer Abstimmungen, die hier demnächst anstehen.
Eine ziemlich absehbare Konsequenz daraus ist, dass auch die Ärztelöhne vermehrt ins Visier der Medien geraten. Das geschieht ja periodisch – zuletzt etwa vor der Corona-Welle (worauf sich einige Kantone daran machten, die Chefarztgehälter zu deckeln).
Diesmal ging die «Sonntagszeitung» voran und veröffentlichte eine Recherche unter dem Titel «Chefärzte von Spitälern verdienen teils über eine Million». Umgehend griffen andere Medien die Sache auf und trieben sie weiter – mit Schlagzeilen wie: «Chefärzte verdienen Millionen auf Kosten der Prämienzahler» («Bluewin»). Oder: «Monster-Saläre von Chefärzten treiben Prämien in die Höhe» («Watson»).
Hunderttausende zu Millionen…
Der ursprüngliche SoZ-Artikel zeigte, dass im Kanton Bern im letzten Erfassungsjahr 2022 sechs Ärzte von Listenspitälern zwischen 600’000 und 700’000 Franken verdienten. Zwei bekamen mehr als 700’000 Franken. Mindestens einer erzielte ein Einkommen von über 1 Million.
Weitere Beispiele: Am Universitätsspital Basel bekommt derzeit «eine knappe Handvoll» Ärzte den Maximallohn von 850’000 Franken. Am Kantonsspital Aarau verdiente der Kaderarzt mit der höchsten Entschädigung im vergangenen Jahr 687’000 Franken. In Solothurn erhielten fünf Chefärzte ein Gehalt von über 600’000 Franken.
Anfügen liessen sich auch die Spitäler Schaffhausen, wo der höchste Bruttolohn ärztlicher Mitglieder der Spitalleitung letztes Jahr 524'000 Franken betrug.
Weitere Beispiele: Am CHUV liegt der Maximallohn bei 550’000 Franken pro Jahr. Am USZ gilt eine Obergrenze von 1 Million Franken und am Zürcher Stadtspital eine von 750’000 Franken.
...und dann werden's Milliarden
So weit, so übersichtlich. Der Artikel macht von diesen Fällen dann einen Dreh zum Allgemeinen – also zu den Löhnen aller Ärzte in den Spitälern. Tatsächlich machen die Ärztelöhne in manchem Krankenhaus knapp einen Fünftel des Gesamtaufwands aus.
Und insgesamt kommen die Löhne aller Spitalärzte auf eine Summe von 4,3 Milliarden Franken, rechnet die «Sonntagszeitung» vor.
Allerdings sind da auch die Assistenz-, Ober- und Leitenden Ärzte dabei – also tausende Profis. Zu ergänzen wäre also vielleicht auch, dass es im ganzen Land rund 17’600 Spitalärzte gibt; so dass der Durchschnittslohn bei etwa 240’000 Franken liegt.
Aber eben: Der Eindruck, dass eine Kaste von hochbezahlten Chefärzten «die Prämien in die Höhe treiben» respektive «das Gesundheitssystem belasten» – der lässt sich so nicht unbedingt erhärten.