Care@home forscht zu neuen Modellen für die Patientenpflege zu Hause statt im Spital

Ein neues Berner Zentrum will dafür sorgen, dass bestimmte Behandlungen vom Spital nach Hause oder in Pflegeeinrichtungen verlegt werden können.

, 29. Januar 2025 um 14:45
image
Videokonferenzberatung zwischen einer Patientin und einer Pflegerin | Bild: Screenshot aus einem Werbevideo für Care@home, BFH
Die Berner Fachhochschule (BFH) hat das neue Swiss Center for Care@home (SCC) ins Leben gerufen. Es besteht aus einem Netz von Forschern, Gesundheitsdienstleistern und Spitälern und bietet neue Pflegemodelle an. Ziel ist es, bestimmte stationäre Behandlungen nach Hause oder in Pflegeeinrichtungen zu verlegen.
Das SCC möchte «eine kosteneffiziente Gesundheitsversorgung mit gleich hoher oder besserer Versorgungs- und Lebensqualität der Patienten und Angehörigen im häuslichen Setting bieten.
Ein interprofessionelles Team von Leistungserbringern behandelt die Patienten und nutzt dabei digitale und technologische Hilfsmittel – mit folgenden Zielen:
  • die Dauer eines Spitalaufenthalts verkürzen
  • einen Spitalaufenthalt vermeiden
  • die Gesundheitsversorgung in ländlichen und abgelegenen Regionen verbessern
«In zehn Jahren wird Care@home eine tragende Säule unseres Gesundheitssystems sein».
Eva Cignacco Müller, Projektteam Care@home, BFH

Ein wachsendes Netzwerk

Derzeit umfasst das SCC-Netz etwa 60 Partner, darunter Spitex-Organisationen, Hausarztpraxen, Krankenkassen, Pflegeheime sowie verschiedene ambulante Pflegeanbieter und Institutionen des Gesundheitssystems.
«Das SCC pilotiert, implementiert und evaluiert die Care@home-Pflegemodelle in Zusammenarbeit mit seinen Partnern, um diese Modelle in der Praxis nutzbar zu machen», heisst es in der Mitteilung der BFH.

Die Risiken

Die BFH ist sich bewusst, dass die neuen Modelle auch die Gefahr bergen, dass medizinische Aufgaben von der professionellen zur informellen und unbezahlten Pflege durch Angehörige und Bekannte verlagert werden könnte.
Eine weitere grosse Herausforderung ist die Finanzierung dar. Care@home passt in keines der heutigen Finanzierungsmodelle im Gesundheitswesen, da es eine Mischung zwischen ambulanter und stationärer Behandlung ist. Deshalb brauche es eigene neue Modelle für die Abgeltung der Leistungen.
Trotz dieser Einwände ist Eva Cignacco Müller, Mitglied des Care@home-Projektteams der BFH, überzeugt, dass die Pflege zu Hause in zehn Jahren eine tragende Säule in unserem Gesundheitssystem sei, die durch personalisierte Behandlungsansätze und den Einsatz moderner Technologien eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgun gewährleiste.

Weiterführende Informationen


  • pflege
  • hospital at home
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

«Ich verstehe die Ungeduld der 200'000 Pflegefachleute im Land»

Heute gehen Pflegekräfte in Bern auf die Strasse: Sie fordern die konsequente Umsetzung der Pflegeinitiative. Auch GLP-Nationalrat und Pflegefachmann Patrick Hässig ist dabei.

image

Sektionen des Pflegefach-Berufsverbands lösen sich auf

Mit etwas Wehmut nehmen die bisherigen regionalen Sektionen des Berufsverbands Abschied. Ab nächstem Jahr gibt es nur noch eine gesamtschweizerische Organisation.

image

Hospital-at-Home kommt ans linke Zürichseeufer

Ab sofort können Patienten am linken Zürichseeufer über das See-Spital Horgen, die Hospital at Home AG und die Spitex Horgen-Oberrieden zu Hause statt im Spital behandelt werden.

image

Ein Blutstropfen Hoffnung bei Alzheimer

Neue Bluttests könnten die Alzheimer-Diagnostik revolutionieren – früher, einfacher, präziser. Sie eröffnen Chancen, das Gesundheitssystem zu entlasten und geben Patient:innen und Ärzt:innen neue Hoffnung.

image

BFS: Zahl privater Spitex-Anbieter erreicht Rekordwert

Die Zahl privater Spitex-Anbieter erreichte 2024 einen neuen Höchststand: 844 gewinnorientierte Unternehmen leisten immer mehr Pflegestunden, während gemeinnützige Organisationen Marktanteile verlieren.

image

Hospital at Home: Zürcher Vorreiter ziehen Bilanz

Das Spital Zollikerberg und die Hospital at Home AG haben bislang 750 Patienten zu Hause behandelt. Die Ergebnisse sind positiv, die langfristige Finanzierung bleibt jedoch ungewiss.

Vom gleichen Autor

image

Reorganisation bei Swiss Medical Network

Genf und das Waadtland werden in der Region «Arc Lémanique» zusammengefasst, geleitet von Stanley Hautdidier. In der Geschäftsleitung kommt es zu mehreren Veränderungen.

image

Ensemble Hospitalier de la Côte: Neue Leiterin Chirurgie

Nach Stationen am CHUV und HUG kehrt Valentine Luzuy-Guarnero zum Waadtländer Gesundheitsnetzwerk EHC zurück.

image

Medizinstudierende wählen nach Fachattraktivität

Nicht Geld oder Lifestyle entscheiden – sondern die Faszination fürs Fach: Eine aktuelle Studie zeigt, dass Medizinstudierende ihre Berufswahl vor allem nach der Attraktivität des Fachgebiets treffen.