Genf: Milliarden-Campus für das Leben von morgen

In Meyrin bei Genf wird ein ambitioniertes Gesundheitsprojekt aufgegleist: Es soll ein Dutzend Neubauten und 150'000 Quadratmeter Fläche umfassen – und hat einen interessanten Fokus.

, 7. April 2025 um 10:54
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Meyrin mit dem Hôpital de La Tour (M. vorne) und dem Campus-Gelände  |  Bild: PD Kanton Genf.
Ganz unbekannt ist die Sache nicht: In Meyrin bei Genf soll in den nächsten Jahren ein grosser Gesundheitscampus entstehen, der unter anderem 3’000 Arbeitsplätze umfasst. Grundsätzlich wurde Projekt im Februar 2023 bekannt gemacht, seither wird es vom Kanton auch zur öffentlichen Diskussion ausgeschrieben.
Dennoch blieb es bislang eher still um den Genfer «Campus Santé» – im Gegensatz zum Campus- und Cluster-Milliardenprojekt des Universitätsspitals Zürich gab es hier noch kaum eine Debatte in Lokalpolitik und Anwohnerschaft. Nun jedoch gibt es konkretere Informationen zu den Plänen: Die Zeitung «Le Temps» erhielt von diversen Beteiligten neuere Informationen über Pläne und Fortschritte.
So sollen inzwischen gegen eine Milliarde Franken in den Campus investiert werden – nachdem vor zwei Jahren noch von etwa 750 Millionen die Rede gewesen war. Der Betrag wird vollends getragen durch private Investoren, wobei (wie schon bekannt) die Milliardärsfamilie Latsis die treibende Kraft ist. Ihr gehört seit 2013 auch das Hôpital de La Tour, an das die neue Struktur angehängt werden soll.

Billionenmarkt Langlebigkeit

Geplant ist, rund ein Dutzend neue Gebäude neben das Hôpital de La Tour zu stellen – mit einer Nutzfläche von gut 150’000 Quadratmetern. Zum Vergleich: Der momentan laufende Neubau «Campus Mitte 1/2» des USZ dürfte etwa 40’000 Quadratmeter bieten.
Das Angebot in Meyrin wird dereinst Forschungszentren, Laboratorien, Bildungseinrichtungen, Arztpraxen, Startups, aber auch grössere Industrieunternehmen beheimaten. Wie Philippe Burrin, einer der Projektleiter, in «Le Temps» verriet, schwebt den Initianten dabei ein gemeinsames Thema vor: Medizinische Angebote für ein längeres Leben bei guter Gesundheit. Oder um das Modewort zu verwenden: Longevity.

Start: 2028?

Der Langlebigkeits-Markt umfasse weltweit etwa 1300 Milliarden Dollar, rechnete einer der Beteiligten in «Le Temps» vor, «wovon 1000 Milliarden nur im Gesundheitswesen anfallen». Und so hätten auch «plusieurs groupes internationaux» ihr Interesse angemeldet, in Meyrin einen Standort zu gründen und in diesem Feld tätig zu sein, so die Initianten. Namen könne man allerdings noch nicht verraten.
Die erste Phase soll etwa 2028 starten, wobei zuerst einmal dem Hôpital de la Tour zwei Anbauten angefügt werden, einer zur Erweiterung des Spitals, einer für industrielle oder technologische Aktivitäten. Bis 2032 könnte das Projekt idealerweise abgeschlossen werden.
Das Hôpital de la Tour deckt alle wichtigen medizinischen Fachrichtungen ab. Das Privatspital umfasst 170 Betten sowie 8 Operationssäle und beschäftigt rund 1’100 Personen. Zur La Tour Medical Group gehört auch die Clinique de Carouge und das Centre Médical de Meyrin. Das Unternehmen befindet sich seit 2013 im Besitz der griechischstämmigen Milliardärsfamilie Latsis.

  • Longevity: Wenig Interesse bei Schweizer Ärzten. Der internationale Trend zu erreicht die Schweiz erst langsam.

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