Der Generalunternehmer Steiner AG verantwortet seit mittlerweile sechs Jahren das Neubauprojekt des Spitals Wetzikon. Nun hat der Baukonzern den Vertrag mit der GZO AG gekündigt. Dies meldete das Spitalunternehmen am Dienstagabend in einer kurzen Notiz.
So ein Ausstieg – zumal nach so vielen Jahren und in dieser späten Phase – ist ein Indiz, dass der Projektentwicklungs-Konzern zu viele offene Rechnungen hat oder befürchtet. Eine konkrete Erklärung der Steiner AG zu ihren Beweggründen war nicht erhältlich: «Die Steiner AG wurde angesichts der Situation gezwungen, von ihrem Recht Gebrauch zu machen, vom Vertrag zurückzutreten», so ein Sprecher. «Wie bekannt, befindet sich das GZO nun im provisorischen Nachlassverfahren.»
«Desinvestitionsoptionen»
Man sei aber gewillt, «im Rahmen seiner Möglichkeiten den Bauherrn GZO auch in Zukunft zu unterstützen». Steiner biete Hilfe an und offeriere «neue Lösungsansätze» auch im eigenen Kernbusiness als Immobilien-Projektentwickler. In Klammern erwähnt die Steiner AG «alternative Nutzungen» und «Desinvestitionsoptionen» – was also bedeuten würde, dass der Spital-Neubau von Wetzikon kaum als Spital genutzt würde.
«Auch bei der Investorensuche kann Steiner auf ein grosses Netzwerk zugreifen und zielführend beitragen», so die Erklärung weiter. Und: «GZO zeigt grosses Interesse und ist sehr offen für Lösungen.»
So sollte es sein: Visualisierung des Neubauprojekts | Bild: PD GZO
Der erste Spatenstich für den Um- und Erweiterungsbau in Wetzikon war Ende März 2018 erfolgt – mit Steiner in der Führungsposition. Heute sind die Bauarbeiten zu 70 Prozent abgeschlossen. Das Gesamtprojekt sollte Ende 2025 abgeschlossen sein. Insgesamt betrug das Budget beim Baustart 235 Millionen Franken.
«Geordnete Projektübergabe»
Die GZO-Leitung selber meldete am Dienstag, man prüfe nun für das Neubauprojekt «verschiedene Optionen». Dabei werde man sich baldmöglichst mit allen am Bau beteiligten Parteien in Verbindung setzen – «zwecks einer geordneten Projektübergabe.» Wie der
«Zürcher Oberländer» meldet, ruhen die Arbeiten auf der Baustelle seit Montag; die Sub-Unternehmer und Handwerker seien am selben Tag informiert worden.
Das GZO Spital
befindet sich in provisorischer Nachlassstundung. Nachdem die Zürcher Kantonsregierung Mitte April ein Darlehen und eine Staatsgarantie abgelehnt hatte, droht nun die Bedienung einer auslaufenden 170-Millionen-Franken-Obligation zu scheitern.
GZO-Verwaltungsratspräsident Jörg Kündig hatte sich Anfang Mai
noch zuversichtlich geäussert: «Wir arbeiten mit Hochdruck an weiteren Lösungen. Die Liquidität der GZO AG und die Gesundheitsversorgung der Patientinnen und Patienten sind sichergestellt. Aufgrund der unterstützenden Gespräche mit den Aktionärsgemeinden sowie den laufenden Gesprächen mit Investoren und Finanzpartnern sind wir zuversichtlich, dass die GZO AG nach der provisorischen Nachlassstundung wieder auf einem stabilen Fundament stehen wird.»