HUG: Erster Chatbot für Allgemeinmedizin in der Schweiz

Nach einer zweijährigen Testphase führt das Universitätsspital Genf einen medizinischen Chatbot ein, der mit Künstlicher Intelligenz redet und Patienten betreut.

, 10. Februar 2025 um 13:28
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KI-Symbolbild: Medinside (mit Midjourney)
Das Universitätsspital Genf hat eine neues digitales Angebot: Es betreibt nun einen Chatbot, der auf Künstlicher Intelligenz basiert und Patienten mit chronischen Krankheiten betreuen soll. Es ist der erste Chat-Agenten für Allgemeinmedizin in der Schweiz.
Das Tool mit dem Namen «ConfIAnce» hat eine zweijährige Testphase hinter sich. Zuvor schon bot das HUG spezialisierte Chatbots an, nämlich einen für administrative Fragen und einen zu Covid-Symptomen.

ConfIAnce statt Dr. Google

Der Chatbot des Universitätsspitals Genf soll vor, während und nach einem Arztbesuch eine validierte Informationsquelle anbieten – zumal in einer Zeit, wo sich viele Patienten zur Deutung ihrer Symptome an Suchmaschinen oder soziale Netzwerke wenden und dort auf unzuverlässige Informationen stossen. «ConfIAnce» richtet sich in erster Linie an Patienten, die bereits von Experten eine Diagnose erhalten haben.
Die Funktionsweise ist einfach: Die Nutzer wählen die diagnostizierte Erkrankung aus den aufgelisteten Krankheiten aus und stellen dann ihre Fragen. Der Chatbot stützt sich auf eine Datenbank mit mehr als 1'500 Seiten, die auch der hausärztliche Dienst (SMPR) des HUG nutzt. Dieser Inhalt, der regelmässig aktualisiert wird und ursprünglich für das medizinische Fachpersonal gedacht war, ist nun über die KI in Alltagssprache zugänglich.
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Disponible sur le site des HUG, le chatbot ne requiert aucune inscription | Image: capture d'écran du site internet des Hôpitaux universitaires de Genève (HUG)
Das neue Tool soll mehr Zeit für die Interaktion zwischen Behandelnden und Patienten schaffen: «Wenn man künstliche Intelligenz als Ergänzung einsetzt, bleibt mehr Zeit für wichtige Gespräche, und die Qualität der Konsultationen wird verbessert. Sie ermöglicht es auch, die Betreuung zwischen zwei Terminen aufzurechtzuerhalten», sagt Idris Guessous, Chefarzt des SMPR und Leiter des HUG-Innovationszentrums, in einer Mitteilung.
Auch wenn der Chatbot keine Diagnosen stellt und keine medizinische Beratung ersetzt, ist das Ziel des HUG klar: Er soll auch helfen, die Praxen für Allgemeinmedizin zu entlasten und die Auswirkungen des Ärztemangels zu begrenzen.
Praktische Umsetzung anhand eines Anwendungsbeispiels des neuen Chatbots des Universitätskrankenhauses Genf (HUG)

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