Leberkrebs: Ein weiterer Schritt zur vollständigen Remission?

Eine internationale Studie unter Genfer Leitung zeigt, dass ein genaues Intervall zwischen Immuntherapie und Lebertransplantation die Chancen auf eine vollständige Remission des hepatozellulären Karzinoms maximieren könnte.

, 6. März 2025 um 15:01
image
Bild: RTS, DR
Eine internationale Studie, die vom Universitätsspital Genf und der Universität Genf koordiniert wurde, legt den Grundstein für neue Richtlinien für die Behandlung des hepatozellulären Karzinoms. Ziel ist es, die beste Strategie für eine vollständige Remission des Leberkrebses durch eine Kombination aus Immuntherapie und anschliessender Lebertransplantation zu finden.
Das hepatozelluläre Karzinom, die häufigste Form von Leberkrebs, betrifft in der Schweiz jährlich 960 neue Personen; 720 Patienten sterben jährlich daran, wie das Bundesamt für Statistik errechnete. Es handelt sich dabei um die fünfthäufigste krebsbedingte Todesursache im Land.
Derzeit gibt es zwei Haupt-Behandlungsmöglichkeiten: die Immuntherapie mit Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) sowie die Lebertransplantation. Die ICI, die das Immunsystem anregt, den Tumor zu bekämpfen, zeigt besonders vielversprechende Ergebnisse und führt in einigen Fällen zu einem vollständigen Verschwinden der Tumore. Dieser Ansatz wird daher zunehmend als Erstlinientherapie für das fortgeschrittene hepatozelluläre Karzinom anerkannt.

Kombinierter Ansatz zur totalen Remission

Die ICI allein bietet jedoch nicht immer eine dauerhafte Lösung: Wenn die Behandlung abgebrochen wird, kann der Krebs wiederkehren. Daher die Idee, die Immuntherapie mit einer Lebertransplantation zu kombinieren. «Die Idee ist, die Immuntherapie mit einer Lebertransplantation zu kombinieren, d.h. den Menschen, die eine ICI erhalten haben, eine neue Leber zu transplantieren. Auf diese Weise können sie potenziell ihren Krebs und die zugrunde liegenden Lebererkrankungen loswerden», erklärt Beat Moeckli, Oberarzt in der Abteilung für Viszeralchirurgie des Universitätsspitals Genf und Erstautor der Studie.

Das richtige therapeutische Fenster finden

Eines der Haupt-Hindernisse bleibt jedoch das erhöhte Risiko einer Transplantatabstossung bei Patienten, die eine Immuntherapie erhalten haben. Die Herausforderung besteht darin, ein optimales Intervall zwischen dem Absetzen der ICI und der Transplantation zu finden, um dieses Risiko zu minimieren und gleichzeitig ein Fortschreiten der Krankheit zu verhindern.
Die retrospektive Studie, an der 119 Patienten mit hepatozellulärem Karzinom aus 29 Spitälern in Europa, Asien und Amerika teilnahmen, konzentrierte sich auf die Inzidenz von Transplantatabstossung, Transplantatverlust und Rezidiven nach der Transplantation.
Die Ergebnisse zeigen einen klaren Zusammenhang zwischen dem Intervall von Immuntherapie und Transplantation und dem Risiko einer Abstossung:
  • Weniger als 30 Tage: Das Risiko einer Ablehnung steigt um den Faktor 2,13.
  • Zwischen 30 und 50 Tagen: Das Risiko steigt um 9,54.
  • Nach 50 Tagen: Die Ablehnungsquote ist deutlich geringer.
Die Schlussfolgerung: 50 Tage scheinen das optimale Intervall zwischen der ICI und der Transplantation zu sein. «Bei weniger als 50 Tagen ist das Risiko einer Abstossung zu hoch, bei mehr als 50 Tagen kann die Krankheit fortschreiten», erklärt Christian Toso, Chefarzt der Abteilung für Viszeralchirurgie am Universitätsspital Genf.
Toso und sein Team haben das HUG bereits zu einem zentralen Zentrum für die Erforschung des hepatozellulären Karzinoms gemacht, insbesondere durch die Optimierung der Eignungskriterien für eine Transplantation und die Entwicklung von Modellen, die Biomarker und Gesamttumorvolumen integrieren, um die Patienten besser auszuwählen und das Rückfallrisiko zu verringern.
Die neue Studie könnte langfristig die Entwicklung neuer internationaler Empfehlungen für die Behandlung von Leberkrebs leiten.
Artikel teilen
  • Share
  • Tweet
  • Linkedin
  • Whatsapp
  • Telegram
Kommentar

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Was ist Ihr Beruf?

Wo arbeiten Sie?*

undefined
undefined

*Diese Angaben sind freiwillig. Sie bleiben im Übrigen anonym.
Warum bitten wir Sie darum? Medinside bietet Ihnen die Informationen und Beiträge kostenlos. Das bedeutet, dass wir auf Werbung angewiesen sind. Umgekehrt bedeutet es idealerweise auch, dass Ihnen auf Medinside möglichst nur Werbung gezeigt wird, die zu Ihnen passt und die Sie interessant finden könnten.
Wenn wir durch solche Erhebungen Angaben über das allgemeine Profil des Medinside-Publikums gewinnen, nützt dies allen: Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, uns und unseren Kunden. Vielen Dank!


Mehr zum Thema

image

Unispital Genf startet Referenzzentrum für medizinische KI

Die Genfer Universitätsspital HUG, der Kanton Genf und das Wyss Center errichten ein Zentrum zur Erforschung der künstlichen Intelligenz für Gesundheit, Prävention und Neuromodulation.

image

Übernahme: Affidea baut Onkologie-Sparte aus

Der internationale Konzern setzt seine Expansion in der Schweiz fort. Er übernimmt ein Diagnostikinstituts mit Standorten in Aarau und in Zollikon.

image

HUG: Neue Abteilung für gezielte Ultraschall-Untersuchungen

Das Universitätsspital Genf bildet künftig Ärzte in gezielter Ultraschalldiagnostik aus – als erstes Spital in der Schweiz.

image

Führungswechsel bei Oncosuisse

Dominique Froidevaux wird neuer CEO. Er übernimmt die Leitung von Michael Röthlisberger.

image

HUG: Erster Chatbot für Allgemeinmedizin in der Schweiz

Nach einer zweijährigen Testphase führt das Universitätsspital Genf einen medizinischen Chatbot ein, der mit Künstlicher Intelligenz redet und Patienten betreut.

image

Universitätsspital Genf hat 29 neue Operationssäle

Es war ein Grossprojekt mit 10 Jahren Bauzeit und 67 Millionen Franken Kosten. Damit wappnen sich die HUG für einen Anstieg der chirurgischen Eingriffe um 2 bis 3 Prozent pro Jahr.

Vom gleichen Autor

image

«Eine Ökonomisierung der Pflege lehnen wir ab»

Die Unia sucht Lösungen gegen die Krise in der Langzeitpflege. Ein neues «Care-Manifest» der Gewerkschaft fordert einen aktiveren Staat sowie eine direktere Einbindung der Pflegenden.

image

Frankreich: Höhere Tarife gegen Abwanderung von Pflegepersonal

Da immer mehr Pflegefachleute in der Schweiz oder in Luxemburg arbeiten, plant Frankreich eine Antwort – höhere Entschädigungen für Spitäler in Grenzregionen.

image

Universitätsspital nutzt «Dog-toren» für Pflege

Therapiehunde werden in der Neuro-Rehabilitation und der Psychiatrie eingesetzt. Sie spielen eine Schlüsselrolle bei der Behandlung von Patienten am CHUV.