Sieben philippinische Pflegefachkräfte wurden vor einem Jahr ans Kantonsspital Baselland geholt – drei von ihnen mussten das KSBL bereits nach der Probezeit wieder verlassen.
Nun besagt eine Zwischenbilanz: Der Aufwand ist gross – und wieviel das interkontinentale Projekt wirklich bringt, ist nicht klar. Die vier verbliebenen Pflegefachkräfte hätten sich inzwischen gut eingelebt und seien eine Hilfe im Bruderholzspital, sagte Pflegeleiter Matthäus Sommer gegenüber der SRF-Radiosendung
«Regionaljournal Basel–Baselland».
Anders tönt es von Daniel Simon, SBK-Präsident beider Basel, in der TV-Sendung «Schweiz aktuell». Die Rückmeldungen von hiesigen Pflegefachkräften seien kritisch bis ablehnend. Der zusätzliche Aufwand für die Einarbeitung der philippinischen Pflegekräfte belaste das ohnehin stark geforderte Personal. Vor allem sprachliche Barrieren, die Patientendokumentation und die Nutzung der Informatiksysteme seien grosse Herausforderungen.
Die SP-Nationalrätin und gelernte Pflegefachfrau Farah Rumy hatte sich gegenüber dem
«Tagesanzeiger» bereits bei Projektstart skeptisch geäussert: «Die Herausforderung besteht darin, dass Personen aus dem Ausland für einen kurzen Zeitraum in die Schweiz kommen, ihr Leben komplett umstellen und anschliessend in ihre Heimatländer zurückkehren müssen.» Für das bestehende Pflegepersonal, das bereits an seiner Belastungsgrenze arbeite, bedeute das in der Einführungszeit einen erheblichen zeitlichen und logistischen Aufwand.
Tatsächlich scheint man die sprachlichen Hürden unterschätzt zu haben. Ursprünglich sei geplant gewesen, dass die philippinischen Pflegefachkräfte bereits nach drei Monaten als «Diplomierte» arbeiten, heisst es im SRF-Beitrag. Doch nur einer der philippinischen Angestellten erreichte dieses Ziel. Die übrigen drei arbeiten als Fachangestellte Gesundheit – mit weniger Verantwortung und entsprechend geringerem Lohn.
Rückkehr
Ein weiteres Problem ist die Befristung der Aufenthalte: Kaum haben sich die philippischen Kolleginnen und Kollegen eingearbeitet, müssen sie in einem halben Jahr das Bruderholzspital schon wieder verlassen. So sieht es das sogenannte
Stagiaires-Abkommen vor, das jungen Fachkräften mit abgeschlossener Ausbildung eine Arbeitsbewilligung für maximal 18 Monate in der Schweiz ermöglicht.
Wie es weitergeht mit dem Pilotprojekt am Kantonsspital Baselland, ist noch offen. Ein Entscheid soll im Sommer fallen.
Deutschland beschloss im letzten Sommer eine Reform des Einwanderungsgesetzes für Fachkräfte und wirbt jetzt erstmals weltweit um Pflegerinnen und Pfleger. An der Berliner Charité etwa arbeiten mehr als 100 Pflegekräfte, die aus den Philippinen stammen; das Universitätsklinikum Bonn beschäftigt heute rund 740 ausländische Pflegekräfte, von denen 300 von den Philippinen stammen.
«Pflegerinnen aus den Philippinen im Kantonsspital Baselland»: Beitrag in «Schweiz Aktuell», 20. Januar 2025.
- Bis 2040 werden gemäss einer Studie der Wirtschaftsprüfungsfirma PWC rund 40’000 Pflegekräfte in der Schweiz fehlen. Das Schweizerische Gesundheitsobservatorium (Obsan) prognostiziert bis 2029 eine Zunahme des Personalbedarfs von 14 Prozent in den Spitälern, 19 Prozent bei der Spitex und 26 Prozent in den Alters- und Pflegeheimen.
- Die Schweiz wird den Bedarf mit Personen aus der EU kaum decken: Fachkräfte fehlen auch dort. Die EU-Kommission geht davon aus, dass bis 2030 in der EU etwa sieben Millionen Stellen für Fachkräfte im Gesundheitswesen offenbleiben.