Die Heilkraft der Bibel

Weihrauch, Myrrhe, Olive: Von den über hundert Pflanzen, die in der Heiligen Schrift vorkommen, werden einige von der Wissenschaft neu entdeckt.

, 29. Dezember 2014 um 07:00
image
  • medikamente
  • apotheken
  • forschung
  • vitamin d
Die drei Gaben, die die Heiligen Drei Könige der Legende nach dem Christkind zu Füssen legten, sollten eine heilende Wirkung auf dessen Gesundheit haben. Weihrauch und Myrrhe waren so kostbar wie Gold und gelten bis heute als heilige und heilende Substanzen. 
Aber taugen diese mythischen Heilmittel auch zur modernen Arznei? 
Die moderne Wissenschaft entdeckt heute das medizinische Wissen vergangener Zeiten neu. So haben Neurologen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf herausgefunden, dass Weihrauch das Fortschreiten von Multipler Sklerose (MS) hemmt, einer unheilbaren Nervenkrankheit. 

Weihrauch hilft bei MS

Danach blockieren die Boswelliasäuren, die wichtigsten Inhaltsstoffe des duftenden Harzes, ein Enzym im Körper, das bei chronischen Entzündungen wie MS eine Schlüsselstellung einnimmt. Gemäss der Hamburger Pilotstudie reduzierte ein hoch dosiertes Weihrauchextrakt die Zahl der entzündlichen Veränderungen im Gehirn um mehr als die Hälfte. 
Bereits früher sind Forscher der Friedrich-Schiller-Universität Jena dem Wirkmechanismus des Weihrauchs nachgegangen und wiesen die entzündungshemmende Wirkung nach. 
Die medizinische Wirkung von Weihrauch ist unter den Pflanzen der Bibel am besten untersucht. Sie gilt als eine der am stärksten entzündungshemmenden pflanzlichen Drogen und wird auch bei Asthma eingesetzt. 

Myrrhe wirkt in der Körpermitte

Auch Myrrhe wirkt entzündungshemmend, allerdings etwas weniger als Weihrauch. Der aus dem Myrrhestrauch gewonnene Harz war schon in der Antike als Arznei begehrt. Bei der Kreuzigung wurde Jesus eine Mischung aus Wein und Myrrhe angeboten, weil das als betäubend und schmerzlindernd galt. 
Am stärksten wirkt Myrrhe in der Körpermitte. Die Leipziger Pharmakologin Karen Nieber wies nach, dass die Heilpflanze die Darmmuskulatur entspannt und die Stärke von Darmkonzentrationen verringert. Eine im Fachmagazin «BMJ Open Gastro» veröffentlichte Studie bei über tausend Patienten in deutschen Arztpraxen zeigte, dass ein Myrrhe-Medikament Durchfall und Blähungen bei Reizdarm-Patienten deutlich verringert und es gut verträglich ist.

Pflaster aus Feigen

Neben Weihrauch und Myrrhe werden in der Bibel über hundert Pflanzen mit medizinischer Wirksamkeit genannt, etwa Oliven, Feigen, Minze, Zimt, Weintrauben, Kümmel, Granatapfel oder Safran. Auch Aufschwemmungen der pulverisierten Pflanzen in Wein werden beschrieben, ein Verfahren, wie es heute noch für die Erzeugung von Phytopharmaka angewendet wird.  
So heilt im Buch Jesaja ein «Pflaster aus Feigen» ein Geschwür. Heute weiss man: Feigen enthalten Gerbstoffe, die die Wundheilung beschleunigen. Die Bibel steckt auch voller Verweise auf den Olivenbaum. Das Öl war Bestandteil von Salben und Balsam. Heute ist allgemein bekannt, dass das Öl hautpflegendes Vitamin E und herzschützende einfach gesättigte Fettsäuren enthält. Die mediterrane Küche gilt nicht von ungefähr als eine der gesündesten. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Für Apotheken wird der Verkauf von Medikamenten der Kategorie B einfacher

Die Apotheken sollen nicht unter der Umteilung der Arzneimittel-Kategorien leiden. Der Bundesrat erleichtert ihnen deshalb die obligatorische Dokumentation.

image

Die meistzitierten Medizin-Forscher in der Schweiz

Besonders in Onkologie, Immunologie und Pharmakologie finden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Schweiz weltweit Beachtung.

image

ETH Zürich: Mikroroboter bringt Medikamente direkt ins Gehirn

ETH-Forschende haben einen magnetisch steuerbaren Mikroroboter entwickelt, der auch in komplexe Gefässstrukturen vordringt. Das System bringt Medikamente präzise an den Zielort – und löst sich danach auf.

image

Per App zur Apotheke: Benu testet Expresslieferung mit Just Eat

Schnupfenmittel, Babyfood oder Schwangerschaftstests – ab sofort liefert Just Eat aus den Benu-Apotheken an die Haustür. Mit dem Projekt will die Kette die «Apotheke der Zukunft» greifbarer machen.

image

Swiss Bridge Award 2025 geht an Krebsforschende aus Zürich und Berlin

Andreas Moor (ETH Zürich) und Inmaculada Martínez Reyes (DKFZ/Charité Berlin) erhalten je 250’000 Franken für ihre Arbeiten an zielgerichteten Krebstherapien – von «smarten» Proteinmolekülen bis zu personalisierten Immunzellen.

image

Apotheken dürfen mehr von ihrer Arbeit verrechnen

Der neue Tarifvertrag für die Apotheken regelt, wie viel die Verblisterung von Medikamenten und die Beratung künftig kosten darf.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.