Es klingt wie Science Fiction, könnte aber schon in wenigen Jahren Realität werden: Ein Bluttest, der sämtliche Krebsarten in einem frühen Stadium erkennt - sogar bei Menschen, die noch keine Symptome haben. Das amerikanische Diagnostikaunternehmen
Illumina - spezialisiert auf die Genomsequenzierung - scheint mit einem solchen Test vor dem Durchbruch.
Eigens zur Entwicklung und Vermarktung des Tests gründet Illumina in San Francisco eine neue Firma, an der sie die Mehrheit hält. Sie heisst Grail, in Anlehnung an den Heiligen Gral, und wird in einer ersten Phase mit 100 Millionen Dollar ausgestattet. Zu den Investoren gehören klingende Namen der Tech-Branche wie Microsoft-Gründer Bill Gates und Amazon-Gründer Jeff Bezos.
Klinische Tests beginnen in einem Jahr
Grail wird die von Illumina entwickelte Sequenzierungs-Technologie nutzen, um im Blut Krebsgene aufzuspüren, die von Tumoren her stammen können. Es sollen alle Krebsarten ermittelt werden können, um sie dann in einem frühen Stadium behandeln zu können. Geht es nach dem Willen seiner Erfinder, soll das Verfahren dereinst zur Vorsorgeroutine gehören.
Die Entwicklung des neuen Tests hat vor 18 Monaten begonnen. «Wir haben enorme Fortschritte gemacht. Dies gibt uns das Vertrauen, dass wir den Test bis zur Marktreife bringen können», sagt der langjährige Illumina-Chef Jay Flatley. Seiner Ansicht nach dauert es noch etwa ein Jahr, bis der Test so verfeinert ist, dass die klinischen Versuche beginnen können. Diese sollen nochmals zwei Jahre in Anspruch nehmen.
Markteinführung für 2019 geplant
Der Test soll 2019 auf den Markt kommen und rund 500 Dollar kosten, was ihn auch für ein breite Anwendung erschwinglich machen würde. Laut Flatley ist es möglich, dass er dereinst direkt den Konsumenten angeboten wird. Er schätzt das Marktvolumen für die Bluttests zur Krebs-Früherkennung auf 20 bis 200 Millionen Dollar.
Kein Wunder, hat der Run auf die flüssigen Biopsien längst begonnen. Illumina ist nicht die einzige Firma, die einen Bluttest zur Früherkennung von Krebs entwickelt, aber die grösste. Die meisten auf dem Markt befindlichen Methoden sind für Patienten gedacht, die bereits eine Krebsdiagnose haben. Sie dienen dazu, die Wirkung der Therapie zu ermitteln oder Resistenzen zu erkennen.
Roche-Übernahme gescheitert
Illumina hat auch einen Schweizer Bezug. Das Unternehmen wäre fast unter dem Dach des Pharmakonzerns Roche gelandet, der weltweit führend ist bei Krebstherapien. Vor einigen Jahren versuchte Roche vergeblich, Illumina zu übernehmen. Die Schweizer boten zunächst 5,7 Milliarden und erhöhten dann auf 6,8 Milliarden Dollar - zu wenig für Illumina. Seither kursieren immer wieder Gerüchte, wonach Roche doch noch ein höheres Angebot lanciere. Heute ist Illumina über 20 Milliarden Dollar wert.