Dieses Ergebnis könnte zu allerlei Rückfragen führen – auch in hiesigen Arztpraxen und Ernährungsberatern.
Die Aussage: Viel Obst und Gemüse, Pflanzenöl statt tierischer Fette, und so weiter – das bringt nichts.
Neue wissenschaftliche Ergebnisse widersprechen vielem, was man zur Gewichtsreduktion in den letzten Jahrzehnte gelehrt hat. Und das gleich im doppelten Sinne. Denn sie besagen:
- erstens, dass low-fat Diäten nicht erfolgreicher dazu verhelfen, dass man nachhaltig an Gewicht verliert;
- und zweitens, dass es ohnehin nicht so sehr drauf ankommt: Sowohl Fettarm-Diäten als auch Programme zur Vermeidung von Kohlehydraten zeitigen à la longue enttäuschende Ergebnisse.
Genauer: Wer sich an solch eine Diät macht und sie durchhält, schafft innerhalb eines Jahres im Schnitt einen Gewichtsabbau von gut 5 Kilogramm.
Dies das Ergebnis einer Metastudie, bei der 53 wissenschaftliche Arbeiten über den Erfolg von Diätprogrammen ausgewertet wurden; insgesamt erfassten diese Studien gut 68'000 Personen. Die Ergebnisse wurden von einem Team des Brigham and Women's Hospital in Boston sowie der Harvard Medical School erfasst und jetzt veröffentlicht.
Konkret ergab die Auswertung, dass Programme zur Fettvermeidung im Vergleich zu anderen Diäten keine besseren Ergebnisse boten; die Ergebnisse von insgesamt 19 Studien zeigten im Schnitt an, dass die Probanden am Ende des Jahres ein um 1,15 Kilogramm tieferes Gewicht hatten. Ein Fortschritt, der medizinisch kaum bedeutend ist.
«…evident, dass fettarme Diäten nicht der Weg sind»
Interventionen zur Vermeidung von Kohlenhydraten zeigten bessere Ergebnisse: Die Testpersonen hatten ein tieferes Gewicht im Vergleich zu anderen Probanden, welche eine Fettarm-Diät gewählt hatten (so die Zusammenfassung der Resultate von 18 Studien).
Nennenswert spürbar waren die Ergebnisse allerdings nur im Vergleich mit Personen, die ihren herkömmlichen Ernährungsstil fortgesetzt hatten: Hier betrug der Erfolg innert eines Jahres im Schnitt 5,4 Kilogramm.
Ausgangspunkt war für die Wissenschaftler in Boston die Alltagserkenntnis, dass seit Jahren schon eine fettarme Ernähung als gutes Mittel zur Gewichtskontrolle empfohlen wird – dass gleichzeitig aber der der Übergewichtigen stetig steigt. Wie die Studienleiterin Deirdre Thomas vom Brigham and Women’s Hospital
im Magazin «Nature» sagte , schien es «evident, dass fettarme Diäten nicht der richtige Weg sein könnten».
«Low-fat diets have low impact», in: «Nature», 30. Oktober 2015.Bleibt die Frage, woran das liegt. Immerhin hat Fett ja höhere Kalorienwerte als Proteine und auch Kohlenhydrate. Studienleiterin Deirdre Tobias vermutet, dass die Probanden ihre Fette übers Jahr einfach durch Kohlenhydrate ersetzten.
Und die Ernährungsforscher weisen auch darauf hin, dass ihre Erhebung nur Durchschnittswerte erfasst hat. Zu prüfen wäre also noch eine entscheidende Frage – ob nicht doch zumindest ein gewisser Prozentsatz an übergewichtigen Personen es dank einer Fettarm-Diät schafft, nachhaltig an Gewicht zu verlieren.