Geht es nach
Medgate und Toppharm, sieht die Zukunft der medizinischen Versorgung so aus: Eine Medizinische Praxisassistentin betreut in einem separaten Behandlungsraum einer Apotheke Patienten und untersucht sie auf verschiedene Krankheitsbilder. Dabei nimmt sie einfache Abklärungen und Untersuchungen wie Labortests oder Elektrokardiogramme selber vor.
Dank einer so genannten Telebiometrie-Station kann die Praxisassistentin die Daten und Bilder - etwa von Gehörgang oder Rachenraum - direkt einem Arzt übermitteln, der sich bei Bedarf per Video zuschalten lässt. Er sitzt im Telemedizinischen Zentrums von Medgate und beurteilt den Fall.
Dabei handelt es sich nicht nur um Allgemeinmediziner, sondern auch um Spezialisten, die komplexere Fälle beurteilen können. «Langfristig soll dadurch ein Leistungsspektrum, vergleichbar mit demjenigen einer Poliklinik, angeboten werden», schreibt Medgate in einer
Mitteilung.
Benötigt der Patient ein Medikament, kann er dieses gleich in der Apotheke beziehen.
«Schnell und einfach»
100 bis 150 solcher «Mini Clinics» will die Basler Telemedizin-Firma Medgate in den nächsten fünf Jahren eröffnen. Sie liegen an gut erschlossener Lage und funktionieren nach dem Walk-In-Prinzip, haben also längere Öffnungszeiten als herkömmliche Hausarztpraxen.
Die Einführung ist für den Spätsommer geplant. In einem ersten Schritt werden die Mini-Kliniken in Toppharm-Apotheken eingebaut, von denen es derzeit 130 gibt. Laut «Aargauer Zeitung» haben bis jetzt 25 Apotheken aus der ganzen Schweiz ihr Interesse am Betrieb von solchen Behandlungsräumen angemeldet.
Mit dem neuen Versorgungsmodell will Medgate einen Beitrag zur Kostendämmung im Gesundheitswesen und zur Lösung des Ärztemangels leisten. Dies, indem nicht-ärztliches medizinisches Personal dank der Unterstützung des Telemediziners und Apothekers neue Aufgaben übernehmen kann.
Um die Qualität der Behandlungen zu garantieren, hat Medgate speziell auf die kleinen Klinken zugeschnittene Richtlinien erarbeitet.
58 Franken pro Konsultation
Eine Konsultation kostet während der Einführungsphase 58 Franken, die der Patient selber bezahlt. Eine allfällige Videokonsultation mit einem Arzt sowie Laborabklärungen werden separat nach Tarmed-Tarif verrechnet und über die Krankenversicherung abgerechnet.
Medgate-Gründer Andy Fischer rechnet damit, dass sich die Fallkosten inklusive Laboreinsatz in einer Mini-Klinik mittelfristig auf rund 100 Franken belaufen. Bei einem Arzt betragen sie laut Fischer 150 bis 200 Franken.
Der Einbau einer «Mini Clinic» kostet zwischen 50'000 und 100'000 Franken, womit sich die Investitionen von Medgate auf höchstens 15 Millionen Franken summieren.