Spitalfinanzen auf der Intensivstation

Schweizer Kliniken erwirtschaften zu wenig Gewinn, um ihre Zukunft zu sichern. Eine Studie weist aber auch auf grosse Unterschiede hin: Am rentabelsten sind das Hôpital de la Tour und die Hirslanden-Gruppe, am unrentabelsten das Spital Davos und das Spitalzentrum Mittelwallis.

, 12. Februar 2017 um 20:37
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In den nächsten Wochen legen die Schweizer Spitäler und Kliniken ihre Jahresberichte 2016 vor. Nach übereinstimmender Einschätzung von Gesundheitsexperten sollte die Betriebsgewinnmarge gemessen am Ebitdar* rund 10 Prozent erreichen, damit ein Spital die nötigen Investitionen in Geräte und Gebäude finanzieren und so langfristig überleben kann. 
Ein Blick in die Zahlen der Jahre 2014 und 2015 zeigt aber, dass viele Spitäler weit darunter liegen, die Finanzlage mithin ungenügend ist. Ein Befund, an dem angesichts der weiter gestiegenen Kosten auch das Berichtsjahr 2016 nichts ändern wird. 
Gemäss einer Untersuchung der Zürcher Ratingagentur Independent Credit View (ICV), welche die «Sonntagszeitung» veröffentlicht hat, zeigen sich nicht nur deutliche Unterschiede zwischen den staatlichen und den privaten Krankenhäusern, sondern auch zwischen Kliniken, die im Besitz von Kantonen und Gemeinden sind. Ingesamt wurden 60 Schweizer Betreibergesellschaften untersucht. 

Tops und Flops

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Dabei schneiden private Spitalketten mit durchschnittlichen Margen von 17,4 Prozent am besten ab, gefolgt von Regionalspitälern mit 7,3 Prozent. Universitätsspitäler erreichen 7 Prozent, Zentrums- und Verbundspitäler durchschnittlich 6 Prozent. Das Kantonsspital Winterthur etwa kommt auf 12,6 Prozent, das Spital Einsiedeln hingegen nur auf 2,3 Prozent. 
Reto Jeger, Direktor des Spitals Einsiedeln, wird mit den Worten zitiert, eine solche Marge sei «nicht existenzsichernd». Sie soll unter anderem mit einer neuen Station für zusatzversicherte Patienten angehoben werden - einer Massnahme, mit der laut Jeger auch andere Spitäler ihre Finanzergebnisse verbessern könnten. 

Ausbildung nicht kostendeckend

Vertreter von Spitälern mit tiefen Margen erklären, dass sie unter Ungleichgewichten im Spitalwesen leiden. So sind Universitätsspitäler im Gegensatz zu kleineren öffentlichen oder privaten Spitälern verpflichtet, Assistenzärzte auszubilden, was mit hohen Kosten einhergeht, die kaum gedeckt werden können.
Die Unterschiede lassen sich auch dadurch erklären, dass sich die Subventionen, welche gewisse Kantone ausrichten, in der Höhe stark variieren. Der Kanton Schwyz ist laut Spitaldirektor Reto Jeger im Vergleich zu anderen Kantonen zurückhaltend, was dazu führe, dass das Spital Einsiedeln unter höherem finanziellen Druck stehe als Spitäler mit grosszügigeren Besitzern. 

Mangel an Effizienz

Felix Schneuwly, Gesundheitsexperte des Internetvergleichsdienstes Comparis, hat aber noch eine andere Erklärung für die Ungleichgewichte zwischen privaten und öffentlichen Spitälern. Für ihn fehlt es im öffentlichen Sektor schlicht an Effizienz. Als Beispiele führt er veraltete IT-Systeme oder komplizierte Abläufe in Operationssälen an. Für ihn ist klar, dass die Schweizer Spitäler effizienter werden müssen.
Die befragten Gesundheitsexperten finden einhellig: Entweder müssen die Kantone noch mehr Steuergelder einschiessen, was sich angesichts des Drucks auf die Finanzen immer weniger leisten können. Oder es kommt zur Strukturbereinigung. Dies etwa in Form von Zusammenschlüssen, mit denen sich Einsparungen erzielen lassen. Immer wahrscheinlicher werden aber auch Spitalschliessungen.
*Ebitdar: Earnings before interest, taxes, depreciation, amortization and restructuring or rent cost: Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Mieten oder Restrukturierungskosten.
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