Kardiologie: Was Menschen von Zebrafischen lernen können

Zebrafische können ihr Herz nach Schäden selber reparieren. Wissenschaftler der Universität Bern zeigen nun erstmals, wie das geht.

, 6. Februar 2018 um 13:09
image
  • kardiologie
  • forschung
  • universität bern
Der Zebrafisch hat die erstaunliche Fähigkeit, sein Herz sogar nach schwerwiegenden Schäden wieder zu regenerieren. Dabei teilen sich Herzmuskelzellen, um das zerstörte Gewebe zu ersetzen. Da dieser Prozess im menschlichen Herzen nicht vorhanden ist, suchen Wissenschaftler nach den Mechanismen, die ihn im Zebrafisch auslösen. 

Kein fester Plan

Ein Team um Nadia Mercader am Institut für Anatomie der Universität Bern konnte nun in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut CNIC in Madrid und der Universität Zürich zeigen, dass Herzmuskelzellen des Zebrafisches höchst flexibel sind. Die Reparatur geschieht nicht nach einem fixen Plan, sondern auf eine flexible Weise. Dabei bauen die Fische Zellen aus verschiedenen Schichten des Herzmuskels wieder auf.  
image
Bild: Institut für Anatomie, Universität Bern
Schnitt durch ein Zebrafischherz mit zwei unterschiedlichen Muskelzellschichten (gelb und rot). Die regenerierenden Zellen des gelben Bereichs können auch zum Wiederaufbau der roten Schicht beitragen.

Alle Herzmuskelzellen beteiligt

Die regenerierenden Herzmuskelzellen können sich im ausgewachsenen Herzen anpassen, um den Zellen in den verschiedenen Regionen der vormals defekten Herzwand zu ähneln. Es zeigte sich auch, dass Herzmuskelzellen aus allen Teilen des Herzens bei der Reparatur helfen. 
«Die Ergebnisse sind interessant, da unerwartet», sagt Nadia Mercader in einer Mitteilung. «Sie lassen vermuten, dass ein Herz auf verschiedene Weise wieder neu aufgebaut werden kann - wahrscheinlich nicht nach einem fixen Plan.» 
Ein besseres Verständnis davon, was diese Flexibilität im Zebrafischherz ermöglicht, könne von grosser Bedeutung sein, um den gleichen Reparaturprozess auch im menschlichen Herzen anzustossen.
Studie:
H. Sanchez-Iranzo, M. Galardi-Casilla, C. Minguillon, A. Sanz-Morejon, J.M. Gonzalez-Rosa, A. Felker, A. Ernst, G. Guzman-Martinez, C. Mosimann, N. Mercader: «Tbx5a lineage tracing shows cardiomyocyte plasticity during zebrafish heart regeneration» - in: «Nature Communications», 30. Januar 2018
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

USZ, CHUV und USB gehören zu Europas forschungsstärksten Spitälern

Seit der Jahrtausendwende haben sich die Patentanmeldungen europäischer Kliniken verdreifacht. Schweizer Häuser spielen vorne mit.

image

Empa-Forschende entwickeln selbsthaftende künstliche Hornhaut

Forschende der Empa und der Universität Zürich haben eine künstliche Hornhaut entwickelt, die künftig Spendergewebe ersetzen könnte.

image

«Eine frühzeitige Blutverdünnung nach einem Schlaganfall ist sicher und wirksam»

Im Interview erklärt Neurologe Urs Fischer, Chefarzt am Inselspital Bern, was die Ergebnisse der CATALYST-Studie für die klinische Praxis bedeuten – und warum alte Leitlinien überdacht werden sollten.

image

Das Ludwig-Institut bleibt in Lausanne

Zehn Jahre nach der Gründung der Partnerschaft mit dem CHUV und der Uni Lausanne wird das Ludwig-Institut in die Universität integriert. Es soll mehr über Immuntherapie und Tumor-Mikroumgebung geforscht werden.

image

«Wir erreichen heute Areale, die früher unzugänglich waren»

Thomas Gaisl vom USZ über Präzisionsgewinne, Patientennutzen und technische Grenzen der robotisch-assistierten Bronchoskopie – das Interview.

image

Internationale Anerkennung für Schweizer Lungenkrebs-Forscherin

Solange Peters, Leiterin der medizinischen Onkologie am CHUV, erhält den Paul A. Bunn, Jr. Scientific Award, eine der höchsten internationalen Auszeichnungen für Lungenkrebsforschung.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.