Schweizer Ärzte sind besorgt über WHO-Austritt der USA

Die Weltgesundheitsorganisation WHO ist für das Medizin-Personal in der Schweiz nicht so unwichtig, wie es auf den ersten Blick scheinen mag.

, 22. Januar 2025 um 07:56
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Bild: PD World Health Organization
Der neue amerikanische Präsident Donald Trump hat gleich nach seinem Amtsantritt angeordnet, dass sich die USA aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zurückzieht.
Das trifft die Schweiz und die Schweizer Medizin-Fachpersonen – nicht nur, weil der Hauptsitz der grössten UN-Organisation in Genf ist.
Die Schweiz ist Gründungsmitglied der WHO, geniesst dort eine hohes Ansehen und ist seit 2023 und noch bis 2026 im WHO-Exekutivrat vertreten. Dieses Gremium berät die Weltgesundheitsversammlung, das oberste Entscheidungsgremium der Weltgesundheitsorganisation, und setzt deren Entscheide um.

Yvonne Gilli ist besorgt

«Deshalb ist die WHO für die Schweiz eine wichtige internationale Institution, deren Entscheidungen sich auch auf die öffentliche Gesundheit in der Schweiz auswirken», sagt Yvonne Gilli, die Präsidentin der Ärztevereinigung FMH, gegenüber Medinside. Das habe sich etwa während der Covid-19-Pandemie gezeigt.
Die oberste Ärztin zeigt sich besorgt über den angekündigten Austritt der USA: «Die Schweiz ist im WHO-Exekutivrat derzeit in einer Führungsverantwortung. Da könnten grosse Herausforderungen auf uns zukommen.»

Antibiotika-Resistenz und übertragbare Krankheiten

Yvonne Gilli betont, dass die WHO für die Schweizer Ärzteschaft eine wichtige Institution sei. Denn die Schweiz sei bei der öffentlichen Gesundheit auch von den globalen Gesundheitsproblemen betroffen.
«Die Pandemie, aber auch die ständigen Herausforderungen wie die Antibiotika-Resistenzen oder neue, durch Mücken oder Zecken übertragene Erkrankungen zeigen uns das täglich», erklärt sie.

Schweiz müsste wohl mehr zahlen

Nicht zuletzt sind die USA die grössten Geldgeber der WHO. «Entziehen sie der WHO ihre Mittel, so ist das eine sehr grosse Herausforderung – die Schweiz müsste eventuell zusammen mit weiteren europäischen Ländern dann mit einem höheren Beitrag zur Kompensation der riesigen finanziellen Lücke einspringen», gibt Yvonne Gilli zu bedenken.
Noch hat der Austritts-Entscheid der USA keine unmittelbaren Folgen. Denn es gilt eine einjährige Kündigungsfrist. Trump begündet den Austritt damit, dass sein Land ungerechterweise mehr Beiträge an die WHO zahle als beispielsweise China. Er findet auch, dass zu viel Personal aus den USA für die Organisation tätig sei.

WHO hofft, dass Trump überdenkt

Die WHO hofft, dass die USA den Entschluss noch einmal überdenke. «Wir freuen uns auf einen konstruktiven Dialog zur Aufrechterhaltung der Partnerschaft zwischen den USA und der WHO», erklärten Vertreter der WHO in Genf. Sie hätten gemeinsam mit den USA schon Reformen diskutiert. Und sie hätten schon wichtige Fortschritte bei der Effektivität und den Kosten erreicht.
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