Eine Erhebung der Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin in Deutschland hat soeben krasse Engpässe bei der Versorgung kritisch kranker Kinder ans Licht gebracht:
- Wegen Personalengpässen waren am Stichtag nur 65 Prozent der pädiatrischen Intensivbetten in Betrieb.
- Knapp 40 Prozent dieser betreibbaren Betten wurden für Kinder mit schweren RS-Virusverläufen oder anderen saisonal bedingten Infekten benötigt.
- Insgesamt meldeten die Stationen im Schnitt weniger als ein freies Bett pro Standort.
Deshalb hat die DIVI nun
einen Aufruf erlassen: Bitte impfen! Die Gesellschaft fordert die Ständige Impfkommission STIKO auf, «nach kritischer Analyse der Datenlage Empfehlungen für RSV- und Influenza-Impfungen für Kinder auszusprechen».
«Wir beobachten die Strategien im Ausland gerade sehr genau», sagt der gewählte Präsident der Vereinigung, Florian Hoffmann: In Frankreich, Luxemburg, Spanien und den USA werde eine (nasale) Influenza-Impfung für Kinder empfohlen; zudem erhielten Säuglinge dort seit dieser Saison eine Immunisierung mit einem neu zugelassenen Passiv-Impfstoff gegen RSV.
Mehr Impfen = mehr freie Betten
Die Folge: «Aus Luxemburg und Spanien wissen wir, dass bei passiver RSV-Impfung von Neugeborenen und Säuglingen signifikant weniger Kinder in diesem Winter in der Kinderklinik und auf einer Kinderintensivstation behandelt werden mussten.»
Und so ist lautet die Überlegung: Wenn die Kinderintensivmediziner weniger Infekt-Patienten im Winter behandeln müssten, gäbe es wieder freie Plätze für andere akut oder chronisch erkrankte Kinder. Auch müsste man seltener elektive Operationen nach hinten verschieben.
Die aktuellen deutschen Zahlen im Hintergrund: In 629 Betten, die in 91 befragten Kinderintensivstationen stehen, können derzeit nur in 409 Betten Patienten behandelt werden. Dies insbesondere wegen der Pflegemangels, der sich wegen Krankheitsausfällen des Klinikpersonals im Winter noch bekanntlich verschärft.