Erneut Kritik an ambulanten Fallpauschalen

Die Radiologen kritisieren den jüngsten ambulanten Pauschalen-Tarifentwurf scharf. Unter anderem sei die Kostenneutralität gefährdet. Die Tariforganisation lässt dies aber nicht gelten.

, 11. Juli 2023 um 11:23
image
Der Streit um die Fallpauschalen geht in die nächste Runde. | Freepik (Drazen Zigic)
Die geplanten ambulanten Fallpauschalen der Tariforganisation Solutions Tarifaires Suisse (STS) stehen einmal mehr unter Beschuss. So lehnt die Schweizerische Gesellschaft für Radiologie (SGR-SSR) die kürzlich veröffentlichte neue Version erneut ab. Es ist nicht das erste Mal, dass die Radiologen die Fallpauschalen für ungeeignet halten.
Der Tarifentwurf enthalte handwerkliche Fehler und mangelnden medizinischen Sachverstand der Verantwortlichen, so ein Vorwurf. Es wird auch behauptet, die Experten der Fachgesellschaften seien nur oberflächlich einbezogen worden.
Die Radiologen bezeichnen den Entwurf als «völlig ungenügend» und fordern Korrekturen. Die Fachgesellschaft erinnert die Tariforganisation, das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und die Politik an ihren eigenen Pauschalentwurf. Trotz Verbesserungsvorschlägen seien keine berücksichtigt worden.

Kosten- und Leistungsdaten statt Machtkämpfe

Mit diesen Vorwürfen konfrontiert, stellt die Tariforganisation STS vorgängig ihre neutrale Position zwischen Leistungserbringer und Kostenträger klar. Die Organisation erhält gemäss eigenen Angaben jeweils analoge Forderungen mit entgegengesetztem Vorzeichen. Um diese Neutralität zu gewährleisten, müsse sich der Bau und Pflege des Tarifs an den «realen Kosten- und Leistungsdaten» orientieren. Andernfalls wäre die Tarifstruktur das Ergebnis von Verhandlungen und Machtkämpfen.
Alle Rückmeldungen wurden einzeln geprüft. Änderungsvorschläge, die mit den Daten begründet werden konnten, wurden umgesetzt, wie STS-Geschäftsführer Tobias Bosshart gegenüber Medinside weiter erklärt. Die Umsetzung von Forderungen entgegen der Datengrundlage wäre nicht sachgerecht. Und auch in Zukunft könnten im Rahmen der Tarifpflege regelmässig Änderungsvorschläge der Anwender geprüft und in die aktualisierte Tarifversion eingearbeitet werden, versichert Bosshart.

Kostenneutralität in der Verantwortung der Tarifpartner

Kritisiert wird darüber hinaus, dass der Entwurf wirtschaftlich nicht zweckmässig sei. Gemäss SGR ist die aktuelle Form des Tarifentwurfes nicht nur statistisch unbegründet, sondern würde zu massiven Fehlanreizen führen, welche die Kostenneutralität verunmöglichen würden.
Dem widerspricht die STS-Tariforganisation mit dem Argument, dass die Kostenneutralität über den Preis und nicht über die Struktur sichergestellt werde und in der Verantwortung der Tarifpartner liege.
  • fallpauschalen
  • solutions tarifaires suisses
  • radiologie
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

CHUV: Neue Chefs für Radioonkologie und Viszeralchirurgie

Fernanda Herrera leitet künftig den Bereich Radioonkologie, David Fuks ist Chefarzt Viszeralchirurgie.

image

Droht Mammografie-Not? Radiologen widersprechen Bundesrat

Tiefere Tarife werden das Angebot für Mammografie-Screenings nicht sabotieren – meint die Landesregierung. Doch, das werden sie – meint die Gesellschaft für Radiologie.

image

KSA: Reorganisation der Radiologie, neuer Standort-Leiter in Zofingen

Der Leitende Arzt Andres Spirig wird Radiologie-Chef fürs Regionalspital in Zofingen.

image

KSA plant Radiologiezentrum in Lenzburg

Das neue Angebot wird nächstes Jahr eröffnet – mit zwei MRT-Scannern, einem CT-Scanner, einer Röntgenanlage, einem Ultraschall- und einem Mammographiegerät.

image

Das Potenzial der vernetzten Radiologie

Das traditionelle Spitalkonzept muss sich ändern, um den Anforderungen des sich wandelnden Gesundheitswesens gerecht zu werden. Ein Beispiel dafür ist das "Hub and Spoke"-Modell. Am Beispiel des Kantonsspitals Baden (KSB) zeigen wir, wie dieser Ansatz Synergien in der Vernetzung verbessern kann.

image

Swiss Medical Network: Oscar Matzinger wird ETH-Professor

Der medizinische Leiter der Radio-Onkologie behält dabei seine Position bei SMN.

Vom gleichen Autor

image

Kantonsspital Glarus verliert GL-Mitglied

Thomas Kühnis, Chef der Finanzen, Informatik und Betriebe, verlässt nach neun Jahren die Geschäftsleitung des Kantonsspitals Glarus.

image

Neue Ärzte-Tarife auf dem Weg zur Genehmigung

Die Tarifpartner beantragen wie geplant die Genehmigung eines Tarifsystems aus ambulanten Pauschalen und Tardoc.

image

Schatten über dem Verkauf des Spitals Flawil

Wurden beim Verkauf des Spitals Flawil die Vertragspartner getäuscht? Mehrere Kantonsparlamentarier verlangen Antworten von der St.Galler Regierung.