Radiologen: Bundesgericht segnet Zulassungs-Beschränkung ab

Der Kanton Freiburg darf die Neuanstellung von Radiologen per Verordnung verbieten.

, 21. Oktober 2024 um 01:38
image
Die Stadt Fribourg  |  Bild: Janesca on Unsplash
Ein Radiologieunternehmen mit mehreren Standorten sowie ein Radiologe hatten gegen Entscheide der kantonalen Gesundheitsdirektion rekurriert. Diese verbat es ihnen, weitere Radiologen einzustellen, solange nicht jemand mit einer bestehenden Anstellung kündigte. Doch das Bundesgericht schmetterte ihr Anliegen ab: Es befand, dass der Kanton Freiburg korrekt gehandelt habe.
Dies meldeten zuerst die «Freiburger Nachrichten». Dass die Kantone Zulassungsbeschränkungen für gewisse medizinische Spezialitäten erlassen können, ist im Grunde unbestritten. Die Rekurrenten aus Freiburg argumentierten jedoch formaljuristisch: Die Kantonsverfassung besage, dass wichtige Rechtsnormen per Gesetz fixiert werden müssen – und nicht, wie im Fall ihrer Beschränkung geschehen, per Verordnung.

«Un problème financier grave»

Das Bundesgericht jedoch urteilte, dass die Verordnung doch den Vollzug eines höher gelagerten Gesetzes darstelle – nämlich des seit 2021 gültigen, angepassten KVG: Hier seien der Grundsatz und die wesentlichen Elemente der Bedürfnisklausel bereits enthalten.
Ebenfalls abgewiesen wurde der Einwand des Radiologiezentrum und des Radiologen, dass die Zulassungsbeschränkung ihre wirtschaftliche Freiheit einschränke. Darauf stieg das Bundesgericht nicht ein – denn es vertrat «die Auffassung, dass die Bedürfnisklausel ein sozialpolitisches Ziel verfolgt, das im Hinblick auf die Wirtschaftsfreiheit zulässig ist.»
Denn Zulassungsbeschränkungen zielten darauf ab, den Anstieg der Gesundheitskosten zu bremsen. «Il est en effet de notoriété publique que cette augmentation représente un problème financier grave pour les assurés», so das Urteil: «Aussi, de jurisprudence constante, le Tribunal fédéral considère que la clause du besoin instaurée par l'art.»
BG-Entscheid 9C_538/2023, September 2024.
Zu erwähnen ist, dass ein fast identischer Fall im Kanton Baselland anders verlief und zu einer Volksabstimmung führte. Dort erliess der Regierungsrat ebenfalls per Verordnung Obergrenzen für gewisse ärztliche Disziplinen. Die Hirslanden Klinik Birshof zog dies vor das Kantonsgericht – und bekam im Frühjahr 2023 Recht: Das Baselbieter Gericht befand, dass eine umfassendere gesetzliche Anpassung nötig sei.
Die Revision erreichte dann im Parlament nicht das nötige Quorum; deshalb wurde die Sache unlängst dem Volk vorgelegt: Im September segneten die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger ein Gesetz ab, das den Ärztestopp festschrieb.
  • Wollen Sie über Veranstaltungen, Messen und Kongresse im Gesundheitswesen informiert sein? Besuchen Sie med-congress.

  • radiologie
  • zulassung
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Droht Mammografie-Not? Radiologen widersprechen Bundesrat

Tiefere Tarife werden das Angebot für Mammografie-Screenings nicht sabotieren – meint die Landesregierung. Doch, das werden sie – meint die Gesellschaft für Radiologie.

image

KSA: Reorganisation der Radiologie, neuer Standort-Leiter in Zofingen

Der Leitende Arzt Andres Spirig wird Radiologie-Chef fürs Regionalspital in Zofingen.

image

Baselbieter Ärzte wollen keine Zulassungs-Grenze

Basel-Land stimmt darüber ab, ob es einen Zulassungs-Stopp für bestimmte Fachärzte geben soll. Ärzte und die FDP werben für ein Nein.

image

KSA plant Radiologiezentrum in Lenzburg

Das neue Angebot wird nächstes Jahr eröffnet – mit zwei MRT-Scannern, einem CT-Scanner, einer Röntgenanlage, einem Ultraschall- und einem Mammographiegerät.

image

Das Potenzial der vernetzten Radiologie

Das traditionelle Spitalkonzept muss sich ändern, um den Anforderungen des sich wandelnden Gesundheitswesens gerecht zu werden. Ein Beispiel dafür ist das "Hub and Spoke"-Modell. Am Beispiel des Kantonsspitals Baden (KSB) zeigen wir, wie dieser Ansatz Synergien in der Vernetzung verbessern kann.

image

Swiss Medical Network: Oscar Matzinger wird ETH-Professor

Der medizinische Leiter der Radio-Onkologie behält dabei seine Position bei SMN.

Vom gleichen Autor

image

Auch Graubünden will Spitäler mit 100 Millionen stützen

Das Geld würde aber nicht direkt an die Betriebe gehen. Zudem sollen Spitäler leichter in Gesundheitszentren verwandelt werden können.

image

US-Software für das USZ? Debatte um eine Beschaffung

Vor dem Entscheid über ein neues Klinikinformationssystem beim Universitätsspital Zürich schalten sich Parlamentarier ein – aus allen Richtungen und mit einem klaren Wink.

image

Service-Personal zu Pflege-Personal

Die Helios-Kliniken in Deutschland haben eine neue Idee gegen den Fachkräftemangel: Sie entlassen externe Service-Angestellte. Und bieten ihnen dann eine Pflege-Ausbildung an.