Nun hat auch Swiss Orthopaedics in Zusammenarbeit mit der Organisation Smarter Medicine eine Top-5-Liste mit überflüssigen Behandlungen publiziert. Die Schweizerische Gesellschaft für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie gibt darin die folgenden Empfehlungen ab:
1. Kein arthroskopisches Débridement als Erstbehandlung bei Kniearthrosen.
Die konservative Therapie mit Medikamenten oder mit physiotherapeutischen Massnahmen sei für die Behandlung die erste Wahl. Damit lasse sich zumeist eine adäquate Symptomlinderung erreichen. Die Arthroskopie könne hilfreich sein, wenn das Leitsymptom wegen einer Gelenksblockade besteht, die auf einen Meniskuslappen oder einen freien Gelenkkörper zurückzuführen ist.
2. Kein MRI oder CT als primäre Bildgebung bei Hüftproblemen ohne konventionelles Röntgenbild.
Wenn auf den konventionellen Röntgenbildern (Beckenübersicht) bereits eine fortgeschrittene Degeneration mit relevanter Gelenkspaltverschmälerung sichtbar ist, erübrigt sich in den allermeisten Fällen eine weiterführende Diagnostik mittels MRI/CT.
Bei speziellen Fragestellungen – etwa assoziierten Sehnenläsionen, morphologischen Deformitäten, jungen Patienten – kann der Facharzt eine zusätzliche (Arthro-)MRI/CT-Diagnostik indizieren.
3. Keine empirische Antibiotikatherapie bei Verdacht auf chronische orthopädische Infektionen.
Bei orthopädischen Infektionen ohne Sepsis bleibt in der Regel genügend Zeit, eine adäquate Diagnostik mit Keimnachweis durchzuführen – vor Beginn einer Antibiotikatherapie.
Auch bei einer (eher seltenen) Sepsis oder von sonst lebensbedrohenden Zuständen sollten vor Beginn der Antibiotikatherapie immer mindestens Blutkulturen und, wenn immer möglich, eine Punktion der betroffenen Gelenke durchgeführt werden.
4. Keine isolierte subakromiale Dekompression ohne mindestens sechsmonatige erfolglose konservative Therapie.
Die subakromiale Dekompression ist eine operative Therapie zur Behandlung des Impingement-Syndroms der Schulter und beinhaltet die Bursektomie der Bursa subakromialis, alleine oder in Kombination mit einer Akromioplastik.
Beim Impingement-Syndrom der Schulter handelt es sich um eine entzündliche Veränderung der Bursa subakromialis mit oder ohne Tendinopathie der Rotatorenmanschette.
Während eine Metaanalyse leicht bessere funktionelle Resultate nach der operativen Therapie beschreibt, zeigt sich in anderen RCT und in Metaanalysen eine gleich gute Besserung der Beschwerden sowohl nach Durchführung der isolierten subakromialen Dekompression wie auch nach konservativ-funktioneller Therapie mit Zuwarten, peroraler NSAR-Gabe, subakromialer Kortikosteroidinfiltration oder verschiedenen Physiotherapieansätzen.
5. Keine Biopsie bei Tumor im Bewegungsapparat ohne hinreichende Bildgebung und ohne interdisziplinäre Abstimmung sowie ohne Ausführung durch einen erfahrenen Spezialisten
Besteht bei einem Tumor im Bewegungsapparat der Verdacht, dass es sich um ein Knochen- oder Weichteilsarkom handelt, sollte zunächst eine vollständige und spezifische radiologische Untersuchung durchgeführt werden. Die Beurteilung sollte anschliessend zunächst anhand eines interdisziplinären Sarkom-Tumorboards erfolgen, aufgrund dessen ein Therapieplan festgelegt wird. Die Behandlung eines derartigen Tumors sollte immer mit einer Biopsie beginnen, obwohl das Eingehen des Risikos einer Kontamination umstritten ist. Die Biopsie muss zwingend mit dem Chirurgen geplant werden, der den Patienten schliesslich operieren wird.
Die Biopsie liefert erwiesenermassen eine zuverlässige histopathologische Diagnose, erhöht die Rate der R0-Resektionen, verringert die Rate der erneuten Eingriffe und senkt die mit Komplikationen verbundenen Kosten. Perkutane Knochen- und Weichteilbiopsien sind zuverlässig und sollten die erste Wahl sein.
Wenn die Diagnose nicht gestellt werden kann, kann eine erneute Biopsie in den meisten Fällen ein eindeutiges Resultat liefern.