In den Schweizer Spitälern gibt es viel zu reden, das vom Bund geplante Massnahmenpaket für den Spitalmarkt. Dieses beinhalten unter anderem den Vorschlag, ein Benchmarking bei den Grundpauschalen einzuführen. Neun Jahre nach der Einführungszeit könne man nun belastbare Vergleiche zwischen den Spitälern machen,
sagte BAG-Direktorin Anne Lévy diese Woche im «Medinside»-Interview dazu.
Und beim Vergleich soll es nicht bleiben – es ist angedacht, aus dem Benchmarking eine maximale Grundpauschale abzuleiten. Diese würde wohl beim 25. Perzentil liegen. Was heisst das? Die maximale Grundpauschale wäre dann jene, die von 25 Prozent der Spitäler unterboten und von 75 Prozent der Spitäler überboten wird.
«Kann nicht sein»
Gar nicht einverstanden mit diesem Ansinnen ist Werner Kübler, Direktor des Universitätsspitals Basel. «Es kann schon ökonomischen nicht sein, dass in einem bereits sehr auf Effizienz getrimmten System nur 25 Prozent effizient arbeiten», sagte er am Donnerstag im Rahmen des wegen der Corona-Pandemie online stattfindenden 10. DRG-Forums Schweiz Deutschland. Er spricht von einer «Behauptung» des Bundes.
Sind die Eingriffe des Bundes also unnötig? Schliesslich haben Kübler und zuvor speziell seine Vorrednerin Verena Nold, Direktorin bei Santésuisse, das SwissDRG-Modell in den höchsten Tönen gelobt. Kübler selbst gibt die Antwort. Kurz zusammengefasst lautet diese: Nein. Denn an verschiedenen Orten - neben der Schweiz beispielsweise auch in Deutschland - tauchten im System der Fallpauschalen die «identische Phänomene» auf, wie es Kübler ausdrückt. Das System setze Anreize, die Mengen zu erhöhen.
«Falsche» und richtige Ansätze?
Um die aus seiner Sicht zumindest «falschen» Ansätze des Bundes zu verhindern, schlägt der Basler Spitaldirektor Alternativen vor.
Für Kübler scheint vor allem ein Modell besonders vielversprechend zu sein. Diesem liegt die Annahme zugrunde, dass die Überkapazitäten deshalb entstehen, weil der Markt im DRG-Modell bisher kostengesteuert ist.
So seien auch nach neun Jahren immer noch dieselben Eingriffe lukrativ wie vor der Einführung der Fallpauschalen – auch die nicht kostendeckenden Behandlungen seien immer noch dieselben geblieben. Dies habe auch die grossen Bemühungen nicht verhindern können, die Fallpauschalen zu justieren. Und so entstünden bei den lukrativen Eingriffen Überkapazitäten und in der Folge Mengenerhöhungen. Dieser Mechanismus würde aus Sicht von Kübler durch eine maximale Grundpauschale gar noch verstärkt.
Für Kübler ist deshalb der Umstieg auf ein preisgesteuertes Modell zu prüfen. Hier würden nicht die Grundpauschalen gedeckelt, sondern die Kostengewichte von aktuell übervergüteten Leistungen reduziert. Dass das eine «anspruchsvolle Sache» wäre, sagt auch Kübler. Denn es müsste eine Stelle sein, welche die Festsetzung rein objektiv und nicht nur politisch tätigt.
Regulierungen kommen in jedem Fall
Als weitere Optionen führt Kübler die Möglichkeit von sogenannten Value-based Ansätzen an - wie es auch der Bund propagiert- , bei denen Kosten und Qualität verknüpft werden. Diese stellten den Nutzen in den Mittelpunkt.
Als drittes Modell nennt Kübler die Förderungen integrativer Systeme. Solche seien heute bereits umsetzbar – i
m Kanton Graubünden ist ein solches schon in Anwendung. Alle diese Methoden seien einig «Workarounds», mit Vor- und Nachteilen, gibt Kübler zu. Doch die Branche müsse Änderungen prüfen – «sonst werden der Bund und die Kantone Regulierungen einführen – ob diese nun den Spitälern passen oder nicht».
Disclaimer: «Medinside» ist Medienpartner des DRG-Forums Schweiz Deutschland.