Touristiker entdecken den Medizintourismus

«Swiss Health ist gescheitert» - das schrieb Medinside am 1. Februar 2017. Seither dümpelt der Verein Swiss Health vor sich hin. Auf Ende Jahr soll er nun aufgelöst werden. «Alle operativen Tätigkeiten und Marketingaktionen werden ab Januar eingestellt», bestätigt der Geschäftsführer Andrej Reljic.

Wobei man wissen muss, dass die Aktivitäten schon in den letzten Monaten auf sehr kleinem Feuer kochten. Die Website hat schon länger keine Aktualität erfahren. Mailanfragen blieben unbeantwortet. Die letzte Meldung unter «News» stammt vom 15. Februar 2016.

Gemäss Organigramm sitzt Sabina Heuss vom Universitätsspital Basel im Vorstand. Dabei hat die ausgebildete Ethnologin und promovierte Kommunikationswissenschafterin das Unispital Basel bereits im Frühling 2017 verlassen. Sie ist seither Dozentin an der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Laut Angaben von Andrej Reljic gab es in den zurückliegenden Monaten eine Promotionstour nach Russland; zudem wurde in der Schweiz eine russische Delegation empfangen. Viel mehr gibt es als Aktivität kaum vorzuweisen.

Der Verein zählte mal 35 Mitglieder. Heute sind es gemäss Website deren 18. Sie wurden per Brief über die Auflösung des Vereins informiert. Vereinspräsident Peter Kapert wurde zum Liquidator mit Einzelunterschrift bestimmt. «Die Marke Swiss Health, welche sich im Besitz des Seco befindet, wird aber weiterhin geschützt bleiben», ist im Schreiben zu lesen.

Wie Andrej Reljic weiter erklärt, erwägt Schweiz Tourismus ab 2019 die Vermarktung eines ganzheitlichen Gesundheitstourismus. «Aber es wird keine Integration von Swiss Health in Schweiz Tourismus geben», stellt Reljic klar.

Schweiz Tourismus bestätigt dies. «Grundsätzlich hat sich Schweiz Tourismus definitiv entschieden, die Segmentserweiterung im Bereich Gesundheit vorzunehmen», erklärt ST-Sprecher Markus Berger. Neu werde das Segment «Health Traveller» heissen - und zwar mit den beiden Untersegmenten: «Spa & Vitality Guest» und »Medical Guest».

Der Start von entsprechenden Massnahmen ist laut Berger noch nicht fixiert, es dürfte Mitte 2019 werden. Im Moment liefen dazu noch Verhandlungen mit möglichen Partnern, mit denen dann die Umsetzung konkret geplant werden soll.

«Schweiz Tourismus ist nach wie vor überzeugt, dass die Kombination der beiden Branchen einen Mehrwert bietet und sich die Schweiz, mit Ihren exzellenten Infrastrukturen und der wunderschönen Natur, die zum Erholen einlädt, ideal für den Medizintourismus eignet», so der Sprecher wörtlich.

Es war schon immer die Überzeugung von Peter Kappert, dass der Gesundheitstourismus in der Schweiz von den Spezialisten von Schweiz Tourismus vermarktet wird.

Der frühere Direktor des Stadtberner Sonnenhofspitals gründete 2008 die Vermarktungsorganisation Swiss Health – zusammen mit Schweiz Tourismus und Switzerland Global Enterprise, bei manchen immer noch besser bekannt als Osec. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) leistete eine Anschubfinanzierung von 1,4 Millionen Franken.

«Viele Mitglieder glaubten, Swiss Health sei eine Patientenvermittlungsorganisation», erklärte Peter Kappert vor knapp zwei Jahren gegenüber Medinside. Schon damals stellte er sich auf den Standpunkt, dass der Gesundheitstourismus durch Schweiz Tourismus vermarktet werden sollte.

Bei Schweiz Tourismus hiess es damals, dass eine separate Organisation nötig sei, weil bei Schweiz Tourismus und auch bei ihren touristischen Partnern die Fachkompetenz für medizinische Beratung und Betreuung nicht in genügendem Mass vorhanden sei. Zu jener Zeit hiess der Direktor noch Jürg Schmid.

Seit einem Jahr wird nun die vom Steuerzahler mitfinanzierte Vermarktungsorganisation von Martin Nydegger geleitet. In der Branche hiess es schon bald, er sei der Idee wohlgesinnt, den Gesundheitstourismus innerhalb seiner Organisation zu betreuen. Das scheint sich nun zu bewahrheiten.