Im Dezember 2023 eröffnete das Universitätsspital Basel (USB) eine zweigleisige Ausschreibung: Dabei wurde erstens ein neues Klinikinformationssystem (KIS) gesucht, zweitens eine neue Datenplattform für das Verwalten, Speichern und den Austausch von Gesundheitsdaten nach dem Standard OpenEHR.
Mit dem Programm «Neuer Digitalisierungsweg» würden die Voraussetzungen für intelligente und automatisierte Kern- und Supportprozesse für eine koordinierte und durchgängige Patientenversorgung geschaffen,
hiess es damals in der Ausschreibung. Das KIS sei ein wichtiger Baustein davon.
Im April 2024 wurde die Beschaffung der Datenplattform
abgebrochen, weil kein Angebot die «technischen Spezifikationen oder die weiteren Anforderungen» erfüllte. Danach prüfte das USB eine freihändige Beschaffung, die im September dann auch erfolgte: Für 16,6 Millionen Franken
erhielt Swisscom Digital Technology diesen Auftrag.
«Nur ein Angebot»
Und jetzt, ein Jahr nach dem Start, hat das Basler Unispital mit dem KIS auch den anderen – und grösseren – Teil der Beschaffung abgebrochen. Nicolas Drechsler, Leiter Kommunikation am USB, erklärt auf Nachfrage dazu: «Es ging nur ein Angebot ein, welches zwar alle Muss-Kriterien erfüllte, aber nach intensiver Prüfung nicht den gewünschten Mehrwert gebracht hätte, der die erheblichen Investitionskosten rechtfertigen würde.» Die
«BZ Basel» hatte im Vorfeld mit Kosten für beide Projekte von insgesamt über 100 Millionen Franken gerechnet.
Dass es ein Jahr bis zum Abbruch dauerte, begründet Drechsler damit, dass «der Prozess der Bewertung der Offerte inkl. Teststellung, Referenzbesuche usw.» mehrere Monate in Anspruch genommen habe. Auch die Diskussion und Entscheidung über diverse Gremien habe viel Zeit in Anspruch genommen.
Aktuell ist beim Universitätsspital Basel das Klinikinformationssystem Meona im Einsatz. Doch der bisherige Anbieter wurde verkauft – und der neue Eigentümer hat die Weiterentwicklung der Software gestoppt. Trotzdem will das Spital vorerst mit Meona weiterfahren. «Wir arbeiten mit dem bisherigen System und unter Einbindung der Datenplattform (Los 2) weiter», so USB-Sprecher Drechsler. Man gehe davon aus, dass mit den aktuell verfügbaren und geplanten Releases ein Betrieb von Meona noch mehrere Jahre, maximal fünf Jahre lang, möglich sei. «Zudem werden wir die Situation längerfristig analysieren und die Entwicklung beobachten.»
Eine freihändige Vergabe des KIS wie bei der Datenplattform sei aktuell nicht geplant. Auf die Frage, ob sich das Unispital Basel einen Wechsel zum US-Anbieter Epic überlege – ein Wechsel, der an anderen Spitälern
für Diskussionen und Kritik sorgt –, antwortet der Mediensprecher: «Nein, das ist nicht geplant.»