Die Hirslanden-Klinik St. Anna in Luzern hat ihre Chefärztin Esther Bächli entlassen. «Unüberbrückbarer Differenzen» seien der Grund, schreibt
«Zentralplus» unter Berufung auf eine interne Mitteilung; es wurde von der Klinik bestätigt. Die Vorstellungen der Chefärztin und von St. Anna über die Weiterentwicklung der Klinik für Innere Medizin und Nephrologie hätten sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt
Das tönt ähnlich wie vor vier Jahren, als das Spital Uster
sich von der Chefärztin trennte. «Die Vorstellung von Esther Bächli über die Ausrichtung des Departements liessen sich mit den strategischen Zielen des Spitals Uster nicht in Einklang bringen», teilte das Spital Uster damals mit. Deshalb sei eine Zusammenarbeit mit ihr «unter diesen Umständen» nicht mehr gewährleistet.»
Eine Welle der Unterstützung
Der Fall erregte damals Aufsehen, weil über 100 ehemalige Ärzte des Spitals einen
offenen Brief, mit welchem sie sich hinter Bächli stellten. Sie schrieben, dass sie Esther Bächli als «Gegnerin einer Zweiklassenmedizin kennen und schätzen gelernt» hätten. Und sie kritisierten «die fehlende Weitsicht bezüglich der Folgen und die augenscheinlich groteske Unterschätzung der Gesamtleistung von Bächli».
Dann stellte sich auch der
Verband der Zürcher Internisten sich hinter Esther Bächli. Schliesslich
schaltete sich auch die Schweizerische Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGAIM) und der nationale Verein Internistischer Chef- und Kaderärzte (ICKS) ein.
Sie forderten Wiederanstellung
Sehr kritisch schrieben die beiden Vereine damals: «Es scheint dem Verwaltungsrat offenbar opportun, die unbequeme aber stets dem Patientenwohl verpflichtete und bei ihren Mitarbeitern beliebte Chefärztin loszuwerden.»
Sie erwähnten auch, dass Esther Bächli schweizweit eine der wenigen Frauen sei, die eine Chefarztposition innehaben und dem weiblichen Nachwuchs als Rollenmodell diene. Und sie forderten den Verwaltungsrat des Ustermer Spitals sogar dazu auf, die Entlassung rückgängig zu machen.
Rund drei Jahre in Luzern
Das geschah nicht. Im Oktober 2021 trat Esther Bächli ihre Stelle als Chefärztin in der Klinik St. Anna an. Die damaligen Differenzen mit dem Spital Uster dürften keine Rolle gespielt haben. Denn gegenüber «Zentralplus» hält die Medienverantwortliche der Klinik St. Anna fest, dass sich die Vorstellungen von Bächli und jene der Institution «im Laufe der Zeit» in unterschiedliche Richtungen entwickelt hätten.
Esther Bächli ist derzeit nicht erreichbar. Zuerst hiess es, sie werde bis Ende August noch «primär mit klinischem Fokus» weiterarbeiten. Vorläufig übernehmen Beat Oertli, der stellvertretende Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Nephrologie (KIM), und sein Team Bächlis Aufgaben.