Vor vier Monaten wurde das neue Hauptgebäude des Berner Inselspitals eröffnet. Neun Jahre dauerten Planung und Bau des 670 Millionen Franken teuren Anna-Seiler-Hauses. Klar, läuft bei so einem grossen Projekt noch nicht alles rund.
Doch ein paar Mängel stossen beim Personal auf wenig Verständnis. So etwa eine der Passerellen. Das neue Anna-Seiler-Haus hat vier oberirdische und drei unterirdische Verbindungen mit den umliegenden Häusern.
Den Zweck dieser Verbindung erläuterte Uwe E. Jocham, der Direktor der Insel Gruppe, bei der Eröffnung: «Durch die verbesserte Effizienz können wir mehr Patienten mit gleich viel Personal betreuen.»
Zu steile Rampe
Allerdings zeigt sich nun, dass die Passerellen dem Personal mitunter auch mehr statt weniger Arbeit verursachen. Denn zumindest eine der Verbindungen zum Intensivbehandlungs-, Notfall- und Operationstrakt (INO) hat eine starke Neigung.
Das führt dazu, dass Patientenbetten nicht einfach über die Passerelle geschoben werden können. Sondern es braucht für die Bewältigung eine zusätzliche Schiebehilfe – so genannte Bedmover. Das wiederum braucht Zeit.
Kein Planungsfehler
«Die Passerellen wurden nicht zu steil geplant und gebaut. Sie entsprechen allen Vorschriften, Vorgaben und den Anforderungen des klinischen Betriebs», betont Mediensprecher Daniel Saameli auf Anfrage von Medinside.
Die verbundenen Gebäude hätten die Stockwerke auf verschiedenen Niveaus. Eine Lösung ohne Steigungen in den Passerellen sei gar nicht möglich gewesen.
Optimierte Verteilung
Die Steigungen seien aber für den Betrieb optimiert. So habe die Verbindung der Operationsbereiche die kleinste Steigung, die Verbindungen der ambulanten Bereiche hingegen eine grössere Steigung.
Damit die Gebäude einigermassen angeglichen werden konnten, gebe es im neuen Anna-Seiler-Haus kein Geschoss C, und im Geschoss B des Neubaus sei die Raumhöhe angepasst worden.
Überirdisch angenehmer
Saameli betont ausserdem: Die Wege seien durch die Passerellen trotzdem kürzer und auch angenehmer als die bisherigen Strecken über die unterirdischen Logistiktunnels.
Dass leichte Steigungen mit einem Patientenbett nur mit Massnahmen überwunden werden, sei zudem Standard.
Sind 18 Lifte zu wenig?
Doch nicht nur die Steigung der Passerelle, sorgt derzeit im neuen Hauptgebäude immer wieder für Stress, sondern auch die Zahl der Lifte. Es sind insgesamt 18, aber das seien zu wenig, sagen Angestellte. Es gebe öfters Stau. Und Patienten müssten für eine Operation zehn Minuten zu früh aufgeboten werden, damit sie rechtzeitig ankommen.
Dazu sagt Insel-Sprecher Daniel Saameli: Man habe mit verschiedenen Optimierungen und Feinabstimmungen der Abläufe eine Verbesserung erreicht.
Es kann noch optimiert werden
So werde zum Beispiel verhindert, dass Bettenlifte als Personenlifte missbraucht würden; die Liftreinigungen seien zeitlich verschoben worden und gewisse Sondertransporte würden nun mit den Logistik- und nicht mehr mit den Bettenliften gemacht. Die Optimierungsphase sei aber noch nicht abgeschlossen.
Nicht überall Handy-Empfang
Das gelte auch für das Kommunikationssystem. Eigentlich sollte es im ganzen Haus Empfang geben. Doch immer wieder müssen Angestellte feststellen, dass sie nicht erreichbar sind.
Dazu sagt Saameli: «Die WLAN-Abdeckung wird laufend verbessert. Unsere Mitarbeitenden können Probleme jederzeit über unsere interne Helpline melden.»
Spitalneubau der Superlative
Die Zahlen des Neubaus auf dem Insel-Areal beeindrucken: Auf 18 Geschossen gibt es Platz für 532 Betten, 204 Behandlungsräume, 57 Konferenzräume, 30 Aufenthaltsbereiche für Mitarbeitende, 18 Lifte, 11 ausgerüstete OP-Säle und zwei Restaurants. Zugleich ist das Anna-Seiler-Haus das grösste Spitalgebäude der Schweiz mit Minergie-P-Eco-Zertifizierung.
Unterhaltung beim Warten auf den Lift: Lichtspiele im Innenhof des Spitalneubaus. | em