Die Solidarität nach der Entlassung von Esther Bächli am Spital Uster reisst nicht ab. Nachdem bereits vergangene Woche Dutzende Ärztinnen und Ärzte sich
in einem offenen Brief für die abgesetzte Chefärztin stark machten, fordern ehemalige Ärzte der Medizinischen Klinik des Spitals nun die Wiedereinstellung von Esther Bächli
(siehe Brief unten).In einem Schreiben bezeichnen die Mediziner die Kündigung der langjährigen Departementsleiterin als «nicht zufriedenstellend begründet» und kritisieren die «unwürdige Art». Esther Bächli wurde vergangene Woche nach 15 Jahren Tätigkeit im Spital Uster mit sofortiger Freistellung entlassen. Der Grund:
Differenzen über die strategische Ausrichtung. Viele Ärzte können den Entscheid nicht nachvollziehen
In dem Brief kritisieren die Ärztinnen und Ärzte zudem «die fehlende Weitsicht bezüglich der Folgen und die augenscheinlich groteske Unterschätzung der Gesamtleistung von Bächli». Dies werfe Fragen bezüglich «Kompetenz und Führungseignung des Verwaltungsrates auf.»
Der Entscheid schwäche ferner die Medizinische Klinik und das Spital als Gesundheitsversorger und als Ausbildungsstätte. Die Entlassung der ehemaligen Präsidentin der Chefärztevereinigung «Allgemeine Innere Medizin» und Vorstandsmitglied der Schweizerischen Gesellschaft Internistischer Chef- und Kaderärzte führe zur «Destabilisierung» der Klinik und habe das Potential weitere personelle Verluste zu provozieren.
Die Ärztinnen und Ärzte stellen sich im Brief darüber hinaus die Frage, ob hier «eine starke Persönlichkeit in schwierigen Zeiten als unliebsam empfunden wurde». Sie mutmassen, ob persönliche Interessen und Befindlichkeiten von Einzelpersonen über das Wohl des Spitals, der Patientenversorgung und der Ausbildung gestellt wurden.
Spital nennt keine Details zum Entscheid
Dem Personalentscheid sei ein längerer Prozess vorangegangen, teilt das Spital auf Anfrage mit. Die Vorstellungen von Esther Bächli über die Ausrichtung des Departements liessen sich mit den strategischen Zielen des Spitals Uster nicht in Einklang bringen. Dadurch sei das Vertrauensverhältnis gestört worden, eine Zusammenarbeit nicht mehr gewährleistet.
Doch um was ging es genau? Gab es zwischenmenschliche Probleme, unüberwindbare Zielkonflikte zwischen Ökonomie und Medizin oder drehten sich die Differenzen um den Aufbau der Intensivstation? Die genauen Details nennt das Spital aus rechtlichen Gründen nicht.
Nachfolgelösung kurz vor Abschluss
Der Verwaltungsrat sei aber mit allen Mitgliedern der Spitalleitung im engen Austausch, um die gewärtige Situation des Spitals gemeinsam meistern zu können, teilt das Spital weiter mit. Man habe derzeit aber keine Anzeichen für weitere unmittelbare Abgänge. Und eine interimistische Nachfolgelösung für die entlassene Chefärztin Innere Medizin stehe kurz vor dem Abschluss.