Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.

, 27. April 2023 um 09:24
letzte Aktualisierung: 18. November 2023 um 10:08
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Bild: Miguel Henriques on Unsplash
Mit fortschreitender Ausbildung nimmt die Empathie von Medizinstudierenden oft ab. Dies zumindest deutet ein soeben im Fachmagazin «BMC Medical Education» veröffentlichtes Papier an, das Daten von mehreren Studien mit über 7'700 Medizinstudierenden umfasst.
Als Ursache nennen die Autoren ein 'hidden curriculum', also einen «versteckten Lehrplan». Dieser beinhalte subtile, informelle Einflüsse auf die Studierenden: Vor allem ein unausgewogener Fokus auf das «biomedizinische» Krankheitsmodell und damit eine Vernachlässigung des «biopsychosozialen» Modells.

Zynismus verhindern

Studierende, die wahrscheinlich wenig Erfahrung als Patienten haben, würden sich oft an diesen versteckten Lehrplan anpassen. Das führe zu Zynismus und dazu, dass sie sich emotional distanzieren und so desensibilisiert würden. Und dies wiederum senke die Empathie.
Genannt wird aber auch der Einfluss von Vorbildern, die selbst möglicherweise wenig Einfühlungsvermögen zeigten und vorlebten.

Alterssimulations-Anzüge

Die Studienautoren schlagen vor, Empathie in medizinischen Lehrplänen zu fördern, indem sich die Studenten mehr in die Patienten hineinversetzen sollten – beispielsweise indem sie eine Nacht in der Notaufnahme verbringen oder Alterssimulationsanzüge tragen.
Es gilt als bekannt, dass durch Einfühlungsvermögen des Gesundheitspersonals Schmerzen von Patientinnen und Patienten gelindert und die Zufriedenheit mit der Pflege verbessert werden kann. Ausserdem soll Empathie nach Ansicht von gewissen Experten Ärztinnen und Ärzte sogar vor einem Burnout schützen.

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