Antibaby-Pille in der Schweiz immer unbeliebter

Nur noch knapp ein Drittel der Frauen, die verhüten, nutzen die Pille. Das und vieles mehr zeigt die neuste Auswertung des Bundesamtes für Statistik.

, 22. Februar 2021 um 13:39
image
  • statistik
  • studie
  • gynäkologie
  • urologie
  • medikamente
Das Bundesamt für Statistik hat heute die Ergebnisse seiner Gesundheitsumfrage zum Thema Verhütung in der Schweiz publiziert. Sie umfasst die Jahre 1992 bis 2017 und bringt spannende Erkenntnisse ans Licht:
Am meisten wird in der Schweiz mit dem Kondom (42%) und der Pille (31%) verhütet. Diese Zahlen beziehen sich auf Frauen und Männer zusammen. Als dritthäufigste Methode geben die Frauen die Hormonspirale (12%) und die Männer die Sterilisation (15%) an. Während die Verwendung des Kondoms und der Pille mit dem Alter abnehmen, werden die Spirale und die Sterilisation mit steigendem Alter eingesetzt.
Im Vergleich mit dem Ausland verhüten die Frauen in der Schweiz nicht nur anteilsmässig mehr, sondern benützen auch öfters das Kondom als Frauen in Frankreich oder Deutschland. Dort werden hingegen häufiger die Pille und die Spirale angewendet.

72 Prozent der Frauen verhüten

Zwischen 1992 und 2017 ist der Anteil der verhütenden Frauen von 54 auf 72 Prozent gestiegen. Die Zunahme ist in allen Altersgruppen festzustellen. Dabei ist die Benützung der Pille rückläufig. Waren es 1992 mit 52 Prozent noch mehr als die Hälfte, sank die Zahl 2017 um 19 Prozentpunkte auf 33 Prozent. Vor allem bei den Frauen unter  35 Jahren geht die Zahl zurück (1992: 67 Prozent - 2017: 45 Prozent).
Wie das Bundesamt für Statistik feststellt, geht die Abnahme mit einer stärkeren Diversifizierung des Angebots an Kontrazeptiva mit neuen, insbesondere hormonellen Verhütungsmethoden, einher. Gleichzeitig gab es verschiedene Skandale rund um die Östrogen-Gestagen-Pillen. So werden verschiedene hormonelle Verhütungsmethoden immer mehr zur Alternative bei den jungen Frauen. Dennoch, die Pille bleibt die von den Frauen am häufigsten angewendete Verhütungsmethode.

Sterilisation bei Männern nimmt ab

Bei der Verwendung des Kondoms war zunächst zwischen 1992 und 2002 bei den Männern eine deutliche Abnahme zu erkennen (von 69% auf 41%), welche mit der einsetzenden «Normalisierung» im HIV-Aids Bereich einhergeht. Danach schwankte die Verwendung, und seit 2012 zeichnet sich insgesamt wiederum ein leichter Anstieg ab. Bei den jüngeren Männern war dagegen zuletzt ein Rückgang festzustellen (2007: 80%; 2017: 70%).
Die Sterilisation des Mannes gewinnt erst ab der Altersgruppe ab 35 Jahren an Bedeutung. Nachdem die Anwendung der Sterilisation zwischen 1992 und 2002 gestiegen war, geht sie seither insgesamt denn auch zurück. Insbesondere bei den Männern zwischen 35 und 54 Jahren wird sie immer weniger eingesetzt. Dafür steigt die Verwendung der Hormonspirale bei den Frauen in dieser Altersgruppe und entwickelt sich für Paare zunehmend als Alternative zur Sterilisation. 

Lebensphase ist entscheidend 

Die Wahl der Verhütungsmethode ist gekoppelt an das Alter, aber auch an den Beziehungsstatus und das Vorhandensein von Kindern. Generell verhüten jüngere Personen häufiger als ältere. Dabei hat jeder Lebensabschnitt seine eigene Verhütungsmethode.
25 Prozent der 15- bis 24-jährigen Frauen verwenden einen doppelten Schutz, in der Regel Kondom plus Pille. Zum Vergleich: Bei den 45- bis 49-jährigen Frauen sind es noch fünf Prozent. Beim letzten Sex mit einem Gelegenheitspartner haben 79 Prozent der Frauen und 77 Prozent der Männer ein Kondom benützt. Frauen mit Kindern benützen häufiger die Hormonspirale oder die Sterilisation als Frauen ohne Kinder. Letztere verwenden hingegen öfters die Pille oder das Kondom. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Antibiotika-Therapie: In Praxen und Kliniken immer noch suboptimal

In Baden-Württemberg erforschte man den Antibiotika-Einsatz in zehn Spitälern. Heraus kam ein halbes Dutzend heikler Punkte.

image

Mehr als die Hälfte der Medikamente war zu teuer

Nach der diesjährigen Arzneimittelüberprüfung des BAG sinken die Listenpreise von 300 Produkten.

image

LUKS stärkt Brustzentrum in Sursee und Luzern

Kathrin Schwedler übernimmt die Leitung des Brustzentrums in Sursee, Maja von Rotz verstärkt das Brustzentrum in Luzern.

image

Apothekerverband darf sich nicht über Santésuisse beschweren

Santésuisse darf behaupten, dass sich Apotheken mit Medikamenten-Teilpackungen «die Kassen füllen».

image

Swissmedic: Neues Mitglied im Expertengremium

Es ist Christian Kamm, Co-Chefarzt und Leiter der stationären Neurologie des Luzerner Kantonsspitals.

image

Packungsgrössen und Milliardenverluste: Die endlose Debatte um Medikamentenabfall

Die Gesundheitskommission des Ständerats hat an ihrer Sitzung zwei Motionen gutgeheissen, die der Medikamentenverschwendung Einhalt gebieten soll. Es ist der x-te Anlauf.

Vom gleichen Autor

image

Kinderspital verschärft seinen Ton in Sachen Rad-WM

Das Kinderspital ist grundsätzlich verhandlungsbereit. Gibt es keine Änderungen will der Stiftungsratspräsident den Rekurs weiterziehen. Damit droht der Rad-WM das Aus.

image

Das WEF rechnet mit Umwälzungen in einem Viertel aller Jobs

Innerhalb von fünf Jahren sollen 69 Millionen neue Jobs in den Bereichen Gesundheit, Medien oder Bildung entstehen – aber 83 Millionen sollen verschwinden.

image

Das Kantonsspital Obwalden soll eine Tochter der Luks Gruppe werden

Das Kantonsspital Obwalden und die Luks Gruppe streben einen Spitalverbund an. Mit einer Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für eine künftige Verbundlösung geschaffen.