Der Name Bernard Lown ist jeder Ärztin und jedem Arzt bekannt. Denn jeder Medizinstudierende hat wohl sein Buch «The Lost Art of Healing» (die verlorene Kunst des Heilens) gelesen. Darin kritisiert der Kardiologe den Verlust der Heilkunst in der Medizin. «Worte sind das mächtigste Werkzeug, über das ein Arzt verfügt», steht dort etwa zu lesen. Denn sie könnten verletzen und heilen. Der Arzt gilt aber auch als Erfinder des ersten funktionstüchtigen Herz-Defibrillators. Und Lown führte das Medikament Lidocain zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen ein. Sein Lehrer und Mentor war der US-amerikanische Kardiologe Samuel A. Levine.
Nun ist Bernard Lown im Alter von 99 Jahren in der Nähe der US-amerikanischen Stadt Boston verstorben, wie US-amerikanische Medien berichten. Er sei im Zusammenhang mit Komplikationen einer Herzinsuffizienz und einer Lungenentzündung gestorben, heisst es. Ob dabei auch das Coronavirus eine Rolle gespielt hat, ist unklar. Lown wurde am 7. Juni 1921 in Litauen geboren, als Sohn eines Schumachers. 1935 emigrierte die Familie dann in die USA.
«Als Objekt auf dem Fliessband»
Wie die «New York Times» in ihrem Nachruf schreibt, musste Lown in hohem Alter an einem Bostoner Spital als Patient erleben, dass selbst eine Koryphäe wie er als
«Objekt auf einem Fliessband ohne Einfluss auf die Behandlung» betrachtet wurde. Es habe immer Planänderungen gegeben. Dabei sei er immer der letzte gewesen, der wusste, was genau los war. Seine Meinung spielte kaum eine Rolle. Ein Aspekt, den er bereits früher immer wieder kritisiert hatte.
Arzt, Friedensaktivist, Nobelpreisträger
Bernard Lown war aber nicht nur Arzt, sondern auch Antikriegsaktivist. 1985 erhielt er – neben russischen Fachkollegen – als Mitgründer der Abrüstungs-Organisation «International Physicians for the Prevention of Nuclear War» den Friedens-Nobelpreis. Der Kardiologe engagierte sich zudem stets gegen die Benachteiligung von Menschen mit anderer Hautfarbe, Frauen und Juden.
Nach dem Medizinstudium und Tätigkeit am Peter Bent Brigham Hospital in Boston spezialisierte sich Bernard Lown auf dem Gebiet der Kardiologie. Später startete er seine Lehr- und Forschungstätigkeit an der bekannten Harvard Medical School. Er gründete zudem das «Lown Cardiovascular Center».
Jetzt ist seine Stimme zwar verstummt, aber Lowns Werk wird mit ziemlicher Sicherheit weiterhin Einfluss auf die nächsten Generationen der Medizinstudierenden ausüben.