Der Zürcher Kantonsrat setzt den Kaderärzten in kantonalen Spitälern eine Lohnobergrenze. Eine Million Franken dürfen sie höchstens noch verdienen. Nur noch eine Million?
Sehr weit weg von den anderen Spitalangestellten
Man mag den Spitzenärzten solche Löhne gönnen. Trotzdem ist es nicht sehr geschickt, einige wenige Ärzte mit masslosen Salären zu vergolden. Sonst läuft Zürich Gefahr, dass sich seine Kaderärzte am Unispital immer mehr als unbescheidene Starärzte gebärden, die sich von den anderen Angestellten völlig entfernt haben.
Als kürzlich die Spieler der Schweizer Nationalmannschaft zum Start der Fussball-Europameisterschaft in ihren Lamborghini und Ferrari vorfuhren, ernteten sie plötzlich nicht mehr Bewunderung. Sie wurden harsch kritisiert als verwöhnt, abgehoben und «sehr weit weg von ihren Fans.»
Gut möglich, dass auch Ärzte – selbst die sehr guten – mit einem Millionen-Gehalt etwas weit weg von den übrigen Spitalangestellten sind. Von jenen Angestellten zum Beispiel, die für einen Bruchteil dieses Lohnes Nachtschicht um Nachtschicht auf den Stationen leisten. Oder von jenen, welche ohne zu zögern Überstunden im Spital machen, weil es sie halt gerade braucht.
Der Spitzenlohn ist der «Lamborghini» der Starärzte
Das Problem dürfte sein: Der Lohn von Kaderärzten ist wichtig – nicht nur deshalb, weil sie sich damit etwas leisten können, sondern vor allem, weil er zum Statussymbol geworden ist. Die Bedeutung eines Arztes im Kader wird häufig mit der Lohnsumme ausgedrückt: Je höher der Lohn, umso höher der Rang im Spital. Bei diesen Rangkämpfen spielt es dann keine Rolle mehr, ob ein Millionen-Lohn von den Mitarbeitenden als unanständig angesehen wird – Hauptsache er ist höher als der der anderen Ärzte.
Aber vielleicht sind ja Ärzte etwas vernünftiger als Fussballspieler – und können auf das Statussymbol, den höchsten Lohn im Betrieb zu haben, verzichten. Meistens wissen gute Ärzte ja selber, dass sie gut sind – ohne dass ihnen das jeden Monat mit der Lohnabrechnung wieder bestätigt werden muss.
Auch ohne Millionen-Lohn an die Weltspitze
Die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli wehrte sich gegen tiefere Maximallöhne für die Kaderärzte. Ihre Begründung: Das Unispital könne sich sonst nicht an der Weltspitze halten.
Allerdings hält sich auch das Waadtländer Unispital an der Weltspitze. Im März kürte die amerikanische Wochenzeitschrift «Newsweek» das Universitätsspital Lausanne (CHUV) zum besten Schweizer Spital. Und das, obwohl dort der Höchstlohn nur 550 000 Franken beträgt. Und auch als Arbeitgeberin steht das CHUV an erster Stelle: Das zeigte kürzlich eine Umfrage der Beratungsfirma Universum bei 1300 Medizinstudenten. Das zeigt: Am Lohn allein liegt es nicht, wenn sich ein Spital einen guten Ruf erarbeitet.