Es war ja bereits
angekündigt worden, jetzt wird es bestätigt: Die Migros-Tochter Medbase übernimmt von Swica die Mehrheit an den Santémed-Gesundheitszentren; über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
«Mit ihrer Beteiligung an Santémed bekräftigt die Migros das Thema Gesundheit»,
teilt der Detailhandels-Konzern mit. Ziel sei es, «einen zuverlässigen und verantwortungsvollen Beitrag zur Prävention und medizinischen Grundversorgung in der Schweiz zu leisten.»
Santémed wie Medbase offerieren ambulante Grundversorgung, Spezialarztmedizin und Therapieleistungen. Während Santémed zusätzlich auf die ambulante Chirurgie spezialisiert ist, liegen die Stärken von Medbase vor allem im Bereich der Sportmedizin.
Die Migros als Expansions-Helferin
In dieser Spannweite sichtet die Migros offenbar Entwicklungschancen: Eine breite Gesundheits-Palette aus einer Hand entspreche einem Kundenbedürfnis, das integrierte Versorgungsmodell umfasse eine moderne medizinische und therapeutische Infrastruktur und verbinde die Bereiche Prävention, Akutmedizin und Rehabilitation.
Zum Plan gehört also eine enge Zusammenarbeit von Medbase und Santémed – aber auch mit weiteren Institutionen. Zudem melden Swica und Migros, dass sie eine Expansion in der Romandie und im Tessin anstreben.
Alle Mitarbeitenden werden übernommen
Alle Mitarbeitenden von
Santémed werden übernommen.
Medbase beschäftigt 270 Mitarbeitende an 12 Standorten in der Deutschschweiz. Santémed hat 23 Standorte mit 600 Angestellten.
Santémed wie Medbase betreiben jeweils eines oder mehrere Gesundheitszentren in Bern, St. Gallen, Winterthur und Zürich. Zusammenlegungen seien nicht ganz auszuschliessen, so Swica-Sprecherin Silvia Schnidrig auf Anfrage. Allerdings bezwecke das gemeinsame Projekt ja doch eher Expansion denn Abbau.
«Mit dem Zusammenschluss von Medbase und Santémed werden zwei erfolgreiche Geschäftsmodelle zusammengeführt, deren Kompetenzen sich ideal ergänzen», sagt der Geschäftsführer und Mitgründer von Medbase, Marcel Napierala.
Was bedeutet die Übernahme für die Swica-Versicherten?
Zudem sollen die Kunden mit der Wahl speziell abgestimmter Versicherungsprodukte von Rabatten in der Grund- und Zusatzversicherungen profitieren können. Auch wollen Swica und Migros künftig weitere Dienstleistungen und Produkte lancieren, von denen Swica-Versicherte bevorzugt profitieren können. Erwähnt wird der Bereich Prävention.
«Die Partnerschaft mit Migros erlaubt es Swica, ihre Positionierung als führende Gesundheitsorganisation mit einem schweizweiten Netzwerk zu festigen und die integrierte Versorgung mit einem starken Partner voranzutreiben», sagt Swica-CEO Reto Dahinden.
Der Deal zwischen Swica und Migros lässt ahnen, dass die Form der Gruppenpraxis – und der entsprechenden Fusionen oder Übernahmen – weiter boomt.
Zu Wochenbeginn
berichtete der «Tages-Anzeiger», dass Medgate ebenfalls die Eröffnung weiterer Gesundheitszentren prüft; der
Telemedizin-Anbieter betreibt derzeit erst zwei Gruppenpraxen, eine in Solothurn und eine in Zürich. Und: Auch er hat eine Zusammenarbeit mit der Migros-Tochter Medbase.
Ausbauen wolle auch das Ärztenetzwerk Medix in Zürich. In den nächsten drei Jahren sollen vier neue Praxen eröffnet werden, darunter je eine in Altstetten und in Schwamendingen.
Als grosser Player zu beachten ist zudem
Hirslanden. Konzernchef Ole Wiesinger erwähnte bei diversen Gelegenheiten, dass die grösste Spitalkette der Schweiz zu ihren vier ambulanten Zentren in Luzern, Bern, St. Gallen und Schaffhausen weitere hinzufügen will (
siehe etwa hier).
In welchen Bereichen noch?
Und im Zahnarzt-Bereich, einem bekannten Feld für solche Organisationsmuster, könnte ein interessanter Wettbewerb entstehen: Führend ist dort die Zahnarztzentrum-Gruppe (31 Standorte), aber unlängst hat die britische
Hesira Group den Anspruch geäussert, zum führenden Dentalkliniken-Betreiber der Schweiz aufzusteigen.
«Die Praxis mit einem einzigen Arzt ist ein Auslaufmodell», erklärte Gesundheitsökonom Willy Oggier zu Wochenbeginn im «Tages-Anzeiger» dazu. Die jungen Ärzte hätten wenig Lust, sich für Notfälle rund um die Uhr zur Verfügung zu halten. Zugleich gerate die Hausarztmedizin wirtschaftlich unter Druck. «Mit der Überarbeitung des Ärztetarifs Tarmed, die derzeit im Gang ist, besteht die Gefahr eines tieferen Einkommens für die Ärzteschaft», so Oggier.
Medbase betreibt Zentren in Winterthur, Greifensee, Zug, Zürich, Luzern, Bern Westside, Bern Bahnhof, Thun, St. Gallen, Abtwil, Gossau und Olten. Das Unternehmen beschäftigt gut 270 Mitarbeitende. Die Idee: Medizinische Angebote und Intervention unterstützen präventive Massnahmen wie Fitnesstraining oder Wellness wechselseitig.
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Santémed betreibt Zentren in Basel, Bern, Bischofszell, Diepoldsau, Eglisau, Frauenfeld, Heerbrugg, Hinwil, Kloten, Kreuzlingen, Rorschach, St. Gallen, Teufen, Uster, Uzwil, Wattwil, Weinfelden, Wetzikon, Wil, Winterthur, Zürich-Oerlikon und Zürich-Wiedikon. Das Unternehmen beschäftigt 600 Personen in den 23 Gesundheitszentren. Der Schwerpunkt liegt auf Grundversorgung und Managed Care.