Eine Studie von Waadtländer Gerichtsmedizinern zeigt: Die Partydroge Liquid Ecstasy ist in der Westschweiz im Umlauf. Von 815 Proben wiesen vier Spuren dieser Substanz auf. Wissenschaftlich wird die Droge GHB genannt, die Abkürzung für Gammahydroxybuttersäure.
Einmal wohl mit Betäubungsabsicht
Das Westschweizer Universitätszentrum für Rechtsmedizin (CURML) suchte systematisch nach dieser Substanz in Proben, die in der Westschweiz nach sexuellen Übergriffen, Blackouts, Verdacht auf K.-O.-Tropfen, nach Gewalt- und nach Verkehrsdelikten entnommen wurden.
60 der 815 Proben wurden im Zusammenhang mit sexuellen Übergriffen, dem Verdacht auf Vergiftung oder nach einem Blackout entnommen. In einem Fall wurde der Konsum von GHB nachgewiesen, was auf eine Nutzung der Droge als K.-O.-Tropfen hinweist.
Oft zu lange gewartet
Allerdings muss angemerkt werden, dass die Hälfte der Proben nach sexuellen Übergriffen oder Blackouts erst nach mehr als zwölf Stunden entnommen wurden, so dass eine GHB-Vergiftung weder ausgeschlossen noch bestätigt werden kann.
Das Problem ist, dass Opfer von K.-O.-Tropfen wegen deren betäubender Wirkung häufig erst nach längerer Zeit in ein Spital gehen.
Nicht die häufigste Droge
Trotzdem lässt sich sagen, dass GHB in der Westschweiz nicht zu den am häufigsten konsumierten illegalen Substanzen gehört. In 55 Prozent der Fälle von sexuellen Übergriffen, Blackouts und Verdacht auf K.-O.-Tropfen wurden andere Substanzen, die auf das zentrale Nervensystem wirken, nachgewiesen.
Die meisten Tests erfolgten im Anschluss an ein Verkehrsdelikt und sollten die Fahrfähigkeit beurteilen (633 von 815 Proben). Die Analysen wiesen in 3 Fällen GHB nach, was auf einen Partykonsum schliessen lässt.
Kostengünstiger Schnelltest
Die Studie ermöglichte es den Gerichtsmedizinern auch, einen günstigen Schnelltests zu prüfen. Die Notfallstation des Lausanner Universitätsspitals CHUV hat zudem ein spezielles Protokoll für die Behandlung von Personen eingeführt, die befürchten, Opfer von K.-O.-Tropfen zu sein.
Im Verdachtsfall wird so schnell wie möglich durch Entnahme von Blut- und Urinproben nach toxischen Substanzen, insbesondere GHB, gesucht. Die Proben werden zur Aufbewahrung und Analyse an die Gift- und Chemieabteilung der Gerichstmedizin (Unité de toxicologie et chimie forensiques, UTCF) weitergeleitet.
Das ist GHB
GHB ist die Abkürzung für Gammahydroxybuttersäure. Umgangssprachlich wird GHB als Liquid Ecstasy bezeichnet. GHB ist auch unter den Namen G-Juice, Liquid X und Soap bekannt. Es wird als farblose, salzig schmeckende Flüssigkeit, aber auch als Pulver oder in Tablettenform angeboten.
Die Wirkung von GHB tritt nach 10 bis 30 Minuten ein und kann bis zu drei Stunden anhalten. Geringe bis mittlere Dosen GHB können entspannend, beruhigend, euphorisierend und sexuell anregend wirken, ähnlich wie bei einem Alkoholrausch. Ebenso können Schläfrigkeit, Verwirrtheit und Gedächtnisstörungen auftreten.
Bei höheren Dosen verstärkt sich die einschläfernde Wirkung bis hin zur Bewusstlosigkeit. GHB hemmt die Herzaktivität und das Atemzentrum. Es kam bereits zu Todesfällen bei GHB-Konsum.