«Kantone, setzt eure eigenen OP-Listen ausser Kraft»

Nach dem Aargauer Gerichtsentscheid zum Prinzip «ambulant vor stationär» schalten sich die Privatkliniken ein: Die Kantone sollten sich auf die Umsetzung der Liste des Bundes beschränken.

, 13. Dezember 2018 um 09:54
image
  • ambulant vor stationär
  • spital
  • praxis
  • kanton aargau
Es ist ein brisantes Urteil vom Aargauer Verwaltungsgericht: Kantonale, über die Bundesliste hinausgehende Operationslisten sind nicht gesetzeskonform. Medinside berichtete.
Für den Kanton Aargau ist das Urteil «nicht nachvollziehbar». Im entsprechenden Departement DGS wird bereits jetzt den Weiterzug an das Bundesgericht in Betracht gezogen.

Wildwuchs stets kritisiert

Für den Verband der Privatkliniken Schweiz (PKS) hingegen muss das «Sonderzüglein der Kantone» jetzt gestoppt werden. Die Privatkliniken fordern deshalb die Kantone auf, ihre über die Bundes-Liste hinaus gehenden OP-Listen so rasch wie möglich ausser Kraft zu setzen. 
Es sind dies Basel-Stadt, Jura, Luzern, Neuenburg, Schaffhausen, Wallis, Zug und Zürich. Es genüge, sich auf die Umsetzung der Liste des Bundes zu beschränken, schreibt der Verband. «Alles andere schafft noch mehr Bürokratie und Rechtsunsicherheit.»

Bundesgericht kann Entscheid kippen

Der bemerkenswerte Entscheid hat für die oben genannten Kantone zwar keine Verbindlichkeit. Trotzdem ist die Argumentation des Aargauer Verwaltungsgerichts sehr konkret und deutlich. Doch vorerst heisst es abwarten: Denn der Gang an das Bundesgericht ist so gut wie sicher. Für den Kanton Aargau und für die anderen Kantone geht es um viel – um viel Geld. 
Kanton Aargau
  • Operation grauer Star
  • Teilgebiete der Handchirurgie
  • Korrekturen deformierter Kleinzehen (ohne Hallux)
  • Materialentfernungen (z.B. Platten, Schrauben, Knochenimplantate)
  • Diagnostische Herzuntersuchungen
  • Herzschrittmacherimplantation
  • Diverse Gefässuntersuchungen
  • Beschneidung
  • Zertrümmerungen von Nieren-, Gallen- oder Harnleitersteinen
  • Kniearthroskopien inkl. Eingriffen am Meniskus
  • Hämorrhoiden-Eingriffe
  • Untersuchungen/Eingriffe am Gebärmutterhals oder an der Gebärmutter
  • Einseitige Krampfaderoperation der unteren Extremität
Bund (ab 1.1.2019 Gültigkeit)
  • Einseitige Krampfaderoperationen der Beine
  • Eingriffe an Hämorrhoiden
  • Einseitige Leistenhernienoperationen
  • Untersuchungen/Eingriffe am Gebärmutterhals oder an der Gebärmutter
  • Kniearthroskopien inkl. arthroskopische Eingriffe am Meniskus
  • Eingriffe an Tonsillen und Adenoiden
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Neue ambulante Plattformen: HUG reagiert auf steigende Patientenzahlen

Ein Zentraler Empfang, geteilte Behandlungsräume und modernisierte Plattformen: Das Universitätsspital Genf passt seine ambulanten Abläufe der steigenden Patientenzahl an.

image

Ein Oensinger Gesundheitszentrum betreibt den ersten «Medicomat» in der Schweiz

Das Gerät im Vitasphère-Gesundheitszentrum funktioniert wie ein Getränkeautomat. Doch statt Flaschen gibt der Automat rund um die Uhr Medikamente heraus.

image

Aargau wird zum Hotspot für MedTech Innovationen

Der Health Innovation Hub ist neu als Verein organisiert. Er soll als Testlabor für digitale und medizintechnische Innovationen dienen - getragen von Stadt, Kanton und den Zentrumsspitälern.

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

image

Kanton Luzern prescht vor: Mehr Operationen nur noch ambulant

Ambulant vor stationär: Den Luzernern geht die schweizweit gültige AVOS-Liste zu wenig weit. Er nimmt deshalb selber weitere Eingriffe auf.

image

Auf dem richtigen Weg

Der Markt für Krankenhaus-Informationssysteme (KIS) befindet sich in einer Phase tiefgreifender Transformation. Die aktuellen Trends und Herausforderungen der Branche sowie die Erwartungen der Kliniken beleuchtet Dirk Müller, Director Product Management CIS4U bei Dedalus HealthCare.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.