Vor
einem Jahr hat Javier Fandino das Kantonsspital Aarau (KSA) verlassen müssen – Knall auf Fall. Der ehemalige Chefarzt der Neurorchirurgie weiss bis heute nicht, warum sich das KSA von ihm trennte. Für ihn sei die
Kündigung aus heiterem Himmel gekommen, die Gründe rätselhaft. Seit dem Weggang des Spitzenchirurgen ist die Stelle als Chefarzt und gleichzeitig die Leitung des Hirntumorzentrums am Kantonsspital unbesetzt.
Professor Fandino war für das KSA das stärkste Zugpferd für die Neurochirurgie im Einzugsgebiet. Er zählt unbestritten zu den Besten seines Fachs. Anderseits gibt es aber auch Mitarbeitende, die seinen Führungsstil kritisieren, was sich generell als Chefin oder Chef aber nie ganz vermeiden lässt.
Patienten gehen jetzt zu Hirslanden
Fandinos Weggang zog offenbar negative Folgen mit sich: Mit der Sache vertraute Quellen sagen, seit Fandino weg sei, habe das Spital Patienten an andere Spitäler verloren und deswegen gleichzeitig finanzielle Einbussen hinnehmen müssen. Bedingt durch die Corona-Krise lässt sich dies wahrscheinlich wohl aber kaum exakt beziffern. Und Hans-Jakob Steiger, der die
Lücke in der Klinik für Neurochirurgie füllen sollte, operiere viel weniger als Fandino und sei am Wochenende kaum anwesend.
Von Medinside befragte Ärzte teilen aber auch mit: Mehr und mehr Patientinnen und Patienten lassen sich von Fandino bei Hirslanden operieren, seit er bei der Privatklinikgruppe tätig sei. Es sei ein «Eigentor» gewesen, die Zusammenarbeit mit ihm Knall auf Fall zu beenden.
Ärzte fürchteten um die Versorgung
Was sagt das KSA zu diesen Aussagen? Gemäss Spital hat der Weggang von Fandino keinen Einfluss gehabt, auch in finanzieller Hinsicht nicht. Und die neurochirurgische Versorgung im Einzugsgebiet sei immer sichergestellt gewesen und werde auch weiterhin sichergestellt.
In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass mehrere Ärzte des Neurozentrums im vergangenen April die Geschäftsleitung auf die neurovaskuläre chirurgische Versorgung aufmerksam gemacht haben. Sie befürchteten, ohne Stellvertretung und Dignität, Patienten abweisen zu müssen. Auch die Vergabe des HSM-Leistungsauftrags sei gefährdet, steht in einem Brief an die Geschäftsleitung zu lesen. Die Ärzte der Kliniken Neurochirurgie, Neurologie und Neuroradiologie präsentierten damals einen Lösungsvorschlag: personelle Unterstützung in Aarau durch eine Partnerklinik, zum Beispiel mit dem Universitätsspital Basel.
Neubesetzung bald unter Dach und Fach
Wer beim Kantonsspital auf Javier Fandino folgt, ist noch unklar. Das Spital teilt auf Anfrage mit, dass die Nachfolgeregelung für die Chefarztposition in der Klinik für Neurochirurgie kurz vor dem Abschluss stehe. Sie werde bis Ende Januar bekanntgegeben. Wie Medinside zugetragen wurde, sei es offenbar bereits vor kurzem fast zum Vertragsabschluss gekommen: In der Poleposition soll
Raphael Guzman gestanden haben. Der stellvertretende Chefarzt Neurochirurgie am Basler Unikinderspital habe allerdings aus unbekannten Gründen nachträglich abgesagt. Dies, obwohl er laut zuverlässiger Quelle bereits gewählt worden war. Auf Platz zwei der «Shortlist» soll
Gerrit A. Schubert aus Aachen sein und auf Platz drei Serge Marbacher, der aktuelle interimistische Leiter der Neurochirurgie in Aarau.