Pflegepersonal weiterhin dringend gesucht

Es gibt wieder mehr Fachkräfte in den Gesundheitsberufen. Aber der Zuwachs reicht bei weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken.

, 8. September 2016 um 12:15
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Pflegende beim Bettentransport (Bild: USZ)
Die Beschäftigungslage in den Gesundheitsberufen hat sich seit 2010 entschärft - dennoch bleibt laut der Schweizerischen Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) «viel zu tun». Sie legte heute den «Nationalen Versorgungsbericht 2016» vor, eine Analyse über Ist und Soll bei den nicht-universitären Gesundheitsberufen. 

Die gute und...

Immerhin haben sich die Ausbildungsabschlüsse seit 2009, als der erste Nationale Versorgungsbericht erstellt wurde, «sehr positiv» entwickelt.  
In den Pflegeberufen sind die Diplome zwischen 2010 und 2014 um 30 Prozent auf 8'160 gestiegen. Wachsender Beliebtheit erfreut sich besonders die Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit (FaGe EFZ), bei der 45 Prozent mehr Zeugnisse ausgestellt wurden. 
In den medizinisch-technischen und medizinisch-therapeutischen Berufen sind die Abschlüsse um fast 50 Prozent gestiegen. 
Insgesamt hat die Zahl der nicht-universitären Gesundheitsfachpersonen seit 2010 um 13 Prozent auf 202'000 zugenommen. Davon arbeiten 178'800 im Bereich Pflege und Betreuung. 

...die schlechte Nachricht

Allerdings hält der Bericht fest, dass die Abschlüsse nur rund 60 Prozent des jährlichen Nachwuchsbedarfs bis ins Jahr 2025 decken. Im Bereich Pflege und Betreuung liegt die Zahl noch tiefer, nämlich bei 56 Prozent. 
Bis ins Jahr 2030 werden laut den Prognosen 244'000 Fachpersonen im Bereich Pflege und Betreuung benötigt. Am stärksten wird die Zunahme in Pflegeheimen und bei der Spitex ausfallen.
Der stetig steigende Personalbedarf neutralisiert die Steigerung bei den Ausbildungsabschüssen also weitgehend.
So wird das fehlende Personal wohl auch weiterhin im Ausland rekrutiert. Derzeit kommen auf drei in der Schweiz ausgebildete Pflegefachpersonen jeweils zwei Personen mit ausländischem Diplom. 

Personalbedarf in Langzeitpflege

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Prognosen Personalbestände (Grafik: Versorgungsbericht Gesundheitsberufe 2016)
Die Verfasser des Berichts erklären den tiefen Deckungsgrad neben dem wachsenden Personalbedarf mit der Verweildauer im Beruf. Eine Studie hat ergeben, dass 40 Prozent der Pflegepersonen eine Berufserfahrung von null bis zehn Jahren hatte und jede achte Beschäftigte daran dachte, die Arbeit im Heim aufzugeben. Es braucht darum, so der Bericht, Massnahmen zur Personalerhaltung. 
In der Ausbildung ist der Schwerpunkt auf den Langzeitbereich und die Spitex zu legen. Auf der Stufe Pflege HF, wo tendenziell mehr Ausbildungsplätze als Studierende vorhanden sind, sei die Zahl der Übertritte von FaGe in diese Ausbildung zu erhöhen. Auch Berufsumsteiger sollen vermehrt gewonnen werden. 

«Gefahr für die Versorgung»

Der Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner SBK hat mit scharfen Worten auf den Versorgungsbericht reagiert. «Wenn jetzt nicht intensiv in die Diplompflege investiert wird, gefährden wir ernsthaft die pflegerische Versorgung», schreibt Präsidentin Helena Zaugg in einer Mitteilung. Sie rechnet vor: Um den Bedarf zu decken, müssten jährlich 6'075 Personen die Ausbildung zur diplomierten Pflegefachperson HF oder FH abschliessen, tatsächlich seien es 2014 aber bloss 2'602 gewesen. 
Zur Medienmitteilung über den Versorgungsbericht
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