Pflegeverband will monatlich 1'000 Franken Sofortzulage

Der Schweizer Berufsverband der Pflegefachpersonen (SBK) fordert für das erschöpfte Pflegepersonal umfassenden Schutz – und eine finanzielle Anerkennung, solange die Pandemie andauere.

, 2. Dezember 2021 um 15:02
image
  • pflege
  • coronavirus
In einer Medienmitteilung schlägt der Schweizer Berufsverband der Pflegefachpersonen (SBK) am Donnerstag Alarm. Auch die Gesellschaft für Intensivmedizin (SGI) und die Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) sind alarmiert. Die Gesundheitsversorgung in der Deutschschweiz sei gefährdet und auch in der französischen Schweiz stiegen die Corona-Fallzahlen, schreibt die Berufsorganisation SBK. Die Spitäler seien zunehmend mit Corona-Patienten überlastet, das Personal auf den Notfall- und Intensivstationen und die Betten werden knapper. 
«Wenn nicht schnell massive und wirksame Massnahmen beschlossen werden, werden Ärztinnen und Ärzte Triage-Entscheidungen fällen müssen.» Auch die SGI und die SAMW schliessen eine Triage «für die kommende Zeit» nicht aus. 
Der SBK fordert Bevölkerung und die Politik deshalb dringend dazu auf, sofort zu handeln: Kontakte auf ein Minimum zu beschränken, Hygiene-Massnahmen, Gratistests, Booster-Impfung für alle und wirksame Schutzkonzepte für Schulen. 

SBK will keine Zwangsrekrutierungen

Für den Berufsverband SBK ist klar: Der Schutz des verbleibenden Personals müsse im Mittelpunkt stehen: Es gilt die Arbeitsgesetz zwingend vorgeschriebenen Ruhezeiten einzuhalten, Schwangere und Risikogruppen zu schützen und das Verbot, Pflegende aus Quarantäne und Isolation frühzeitig zum Arbeiten zu holen.
Auf keinen Fall dürfe es zu Zwangsrekrutierungen oder Zwang kommen, das Pensum zu erhöhen, so der Berufsverband weiter. Die Gesundheit des Personals stehe auf dem Spiel.

Ausgestiegene zurückholen

Der SBK bringt noch weitere Vorschläge: So sollen aus dem Beruf Ausgestiegene kontaktiert und mit angemessenen finanziellen Angeboten zur Entlastung motiviert werden. Das sind gemäss der Berufsorganisation rund 10'000 Personen, die in den letzten Jahren den Beruf verlassen haben. 
Besonders der letzte Vorschlag hat es in sich: Der SBK fordert eine finanzielle Anerkennung. «Jetzt!», steht in der Mitteilung. Die Rede ist von 1'000 Franken Sofortzulage pro Monat, solange die Pandemie andauere. Bei rund 65'000 Pflege-Mitarbeitenden ergibt das alleine für die Akutspitäler 65 Millionen Franken Mehrkosten pro Monat. Wer das bezahlen soll, lässt der Verband aber offen. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Sektionen des Pflegefach-Berufsverbands lösen sich auf

Mit etwas Wehmut nehmen die bisherigen regionalen Sektionen des Berufsverbands Abschied. Ab nächstem Jahr gibt es nur noch eine gesamtschweizerische Organisation.

image

Ein Blutstropfen Hoffnung bei Alzheimer

Neue Bluttests könnten die Alzheimer-Diagnostik revolutionieren – früher, einfacher, präziser. Sie eröffnen Chancen, das Gesundheitssystem zu entlasten und geben Patient:innen und Ärzt:innen neue Hoffnung.

image

BFS: Zahl privater Spitex-Anbieter erreicht Rekordwert

Die Zahl privater Spitex-Anbieter erreichte 2024 einen neuen Höchststand: 844 gewinnorientierte Unternehmen leisten immer mehr Pflegestunden, während gemeinnützige Organisationen Marktanteile verlieren.

image

Pflegeinitiative: Politik bremst bei der Umsetzung – erst Kosten, dann Gesetz

Die Beratungen über das neue Pflegegesetz gehen in eine neue Runde: Die zuständige Nationalrats-Kommission will genauer wissen, was das kostet. — «Unfassbar!», kommentiert dies der Personalverband SBK.

image

Krankenkassen fordern Vorgaben für psychiatrische Angehörigenpflege

Mit Qualitätsverträgen wollen die Krankenversicherungen die Grenze zwischen psychiatrischer Grundpflege und Alltags-Betreuung bestimmen.

image

Pflegeinitiative: SBK gegen Medienberichte

Zwei Milliarden jährlich für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege? Nach Meldungen über Milliardenkosten wegen der Pflege-Initiative warnt der Personalverband SBK vor einer verzerrten Debatte.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.