Sicherer beim Arzt oder billiger in der Apotheke?

Die Apotheken kämpfen derzeit darum, dass sie beim Impfen den Ärzten gleichgestellt werden. Doch die Ärzte warnen: Apotheken würden das Impfen unterschätzen.

, 24. März 2021 um 10:00
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Den ersten Wunsch hat der Bund den Apotheken bereits erfüllt: Sie erhalten nun pro Covid-19-Impfung 24.50 statt nur 14.50 Franken. Das ist gleich viel, wie die Ärzte bekommen. Der einzige Unterschied: Die Ärzte erhalten den Betrag von den Krankenkassen, die Apotheken hingegen vom Bund. Denn die Apotheken dürfen nicht über die Krankenkassen abrechnen. Noch nicht.

Apotheken wollen Grundversorger werden

Denn Pharmasuisse, der Schweizerische Apothekenverband, hat einen weiteren Wunsch: Er will, dass die Krankenversicherer künftig auch die Apotheken-Impfungen zahlen. «Für die Apotheken ist das ein wichtiger Schritt, um in Zukunft als eigenständige und ohne Terminvereinbarung einfach zugängliche medizinische Grundversorger wahrgenommen zu werden», begründet Pharmasuisse dieses Ansinnen.

Politik macht mit - und hofft auf Einsparungen

Schützenhilfe erhalten die Apotheken von den Politikern: Sowohl im National- wie im Ständerat wird darüber diskutiert, dass die Krankenkassen künftig mehr Leistungen der Apotheken übernehmen sollen. Die Motivation dahinter: Apotheken könnten diese Leistungen billiger anbieten als Ärzte.

Zwischenfälle sind «so sicher wie das Amen in der Kirche»

Bei den Ärztinnen und Ärzten kommen solche Überlegungen aber schlecht an: In seiner Kolumne auf Medinside schlägt der Arzt Felix Huber Alarm. Der Präsident des Ärztenetzes Medix warnt davor, beim Impfen auch auf die Apotheken zu setzen: «Schwere allergische Reaktionen sind selten aber so sicher wie das Amen in der Kirche. Es ist nur eine Frage der Zeit bis solche Zwischenfälle in der Apotheke auftreten werden», schreibt er.

Zu wenig Kenntnisse und Erfahrung

Und er fährt den Apotheken gehörig an den Karren: In den Medix-Praxen seien bereits zwei schwere anaphylaktische Reaktionen nach Impfungen aufgetreten. Seine Schlussfolgerung: «Deshalb sollen die Apotheker nicht impfen.» Sie würden «die Komplexität unterschätzen», hätten «keine Kenntnisse zur Beurteilung der persönlichen Anamnese und zu wenig Erfahrung in der unmittelbaren intravenösen Behandlung von schweren allergischen Reaktionen.» Solche Reaktionen könnten auch irgendwann bei einer Folgeimpfung auftreten und seien unberechenbar.

Ärzte finden Impfentschädigung «beschämend»

Für ihre Leistungen bei der Impfung wollen die Ärzte und Ärztinnen allerdings auch mehr Geld: Als die Kantone und Krankenkassen Ende Februar bekannt gaben, dass sie für Impfungen in der Arztpraxis 24.50 Franken zahlen, bezeichneten das die die Haus- und Kinderärzte Schweiz (MFE) als «Affront» und als «beschämend».

54 Franken wären angemessen

Die Berechnungen der Ärzteverbindung FMH ergaben, dass eine Impfung in der Arztpraxis mehr als doppelt so viel kostet: Nämlich 54 Franken. Womit die Frage offen bleibt, ob eine Impfung sicherheitshalber nur von einem Arzt oder einer Ärztin in dessen Praxis verabreicht werden sollte – oder unkomplizierter und billiger auch in der Apotheke.
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