Todesfälle KSSG: Strafuntersuchung eingeleitet

Der Tod der beiden angehenden Fachfrauen Gesundheit am KSSG erschütterte und beschäftigte. Nun hat die Staatsanwaltschaft des Kantons St. Gallen eine Strafuntersuchung eingeleitet.

, 30. November 2021 um 07:00
image
«Die Covid-19-Impfung soll den Tod verursacht haben» titelte Medinside am 8. November und bezog sich auf einen Artikel in der «Sonntagszeitung». Für Schlagzeilen gesorgt hatte der plötzliche Tod zweier 17-jährigen Lernenden am Kantonsspital St. Gallen (KSSG). Die beiden angehenden Fachfrauen Gesundheit (FaGe) waren kurz nacheinander verstorben. 
In den Medien für Empörung gesorgt hatte, dass ihr Tod von impfkritischen Foren mit der Covid-19-Impfung in Verbindung gebracht wurde. In einem «Blick»-Artikel reagierten die Angehörigen der Verstorbenen «entsetzt» über diese Gerüchte. Sie seien widerlich und verletzend, wurde die Mutter der Verstorbenen aus dem Kanton St. Gallen zitiert.

Staatsanwaltschaft hat Obduktion angeordnet

Wie Recherchen von Medinside nun zeigen, hat die Staatsanwaltschaft des Kantons St. Gallen 
«im Nachgang des Todes der im Kanton St. Gallen wohnhaft gewesenen Jugendlichen eine Strafuntersuchung zufolge aussergewöhnlichen Todesfalls, kurz AgT, eröffnet. In diesem Zusammenhang hat die Staatsanwaltschaft eine Obduktion angeordnet», 
schreibt Beatrice Giger, Medienbeauftragte Staatsanwaltschaft St. Gallen. Fragen zur Todesursache und ob es einen Zusammenhang mit der Covid-Impfung gibt, konnte die Staatsanwaltschaft noch nicht beantworten, weil diese Fragen «Gegenstand der laufenden Strafuntersuchung» und die Ergebnisse der Obduktion «noch ausstehend sind». Ziel der Obduktion sei es, herauszufinden, ob eine natürliche oder nicht-natürliche Todesursache vorliege. 
Das Untersuchungsverfahren sei grundsätzlich nicht öffentlich (Art. 69 Abs. 3 Bst. a der Schweizerischen Strafprozessordnung, StPO). «Deshalb können wir uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht weiter dazu äussern», so Giger. Was den zweiten Todesfall betreffe, so sei bei der Staatsanwaltschaft des Kantons St. Gallen keine Strafuntersuchung anhängig.

Thurgau: Kein «AgT» gemeldet

Die zweite verstorbene Lehrkraft des KSSG muss gemäss Todesanzeige, die der Redaktion vorliegt, aus dem Kanton Thurgau stammen. Auf Anfrage teilt die Staatsanwaltschaft des Kantons Thurgau mit, dass kein «AgT» gemeldet worden sei.
Mediensprecher Marco Breu erklärt: «Dies kann mehrere Gründe haben, wobei zwei zu erwähnen sind: 1. Es liegt kein aussergewöhnlicher Todesfall vor; zum Beispiel natürlicher Todesfall infolge bekannter Vorerkrankung. 2. Es liegt ein aussergewöhnlicher Todesfall vor, jedoch befindet sich der Sterbeort nicht im Zuständigkeitsgebiet der Staatsanwaltschaft Thurgau.»

Strafuntersuchung: Die kantonalen Unterschiede

Interessant: Während mit der Anordnung einer Obduktion in St. Gallen automatisch eine Strafuntersuchung eröffnet wird, handelt es sich bei einem «AgT» -Verfahren im Thurgau um keine eigentliche Strafuntersuchung. Für die Eröffnung einer Strafuntersuchung bedürfe es eines Tatverdachts, welcher bei einem «AgT» -Verfahren gerade noch nicht vorliege, erklärt Breu. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Massiv weniger Frühgeburten während Corona

Deutsche Daten zeigen verblüffende Abweichungen während der Lockdowns. Das könnte wichtige Einsichten für Neonatologie und den Umgang mit Risikoschwangerschaften eröffnen.

image

Zu Besuch bei Viktor-Gewinnerin Chantal Britt

Seit vier Jahren leidet die Präsidentin von Long-Covid-Schweiz unter postviralen Beschwerden. Was sie am meisten stört: Dass die Krankheit nicht ernsthaft erforscht wird.

image

«Hört auf mit dem Begriff ‚Long Covid‘»

Natürlich gibt es das Syndrom. Aber laut einer neuen Studie unterscheidet es sich nicht von anderen postviralen Leiden.

image

St. Gallen startet Standesinitiative für höhere Spitaltarife

Das Kantonsparlament beschloss einen Vorstoss in Bern – womit zumindest ein Zeichen gesetzt wird.

image

KJPD St.Gallen plant Tagesklinik in Wattwil

In der Berit Klinik entstehen teilstationäre Therapieplätze für Jugendliche. Die Personalsuche soll schon bald beginnen.

image

Studie: Kein Zusammenhang zwischen Covid-Impfung und plötzlichem Tod

Eine Studie widerlegt Befürchtungen, dass es eine Verbindung zwischen Covid-Impfungen und ungeklärten plötzlichen Todesfällen geben könnte.

Vom gleichen Autor

image

Kinderspital verschärft seinen Ton in Sachen Rad-WM

Das Kinderspital ist grundsätzlich verhandlungsbereit. Gibt es keine Änderungen will der Stiftungsratspräsident den Rekurs weiterziehen. Damit droht der Rad-WM das Aus.

image

Das WEF rechnet mit Umwälzungen in einem Viertel aller Jobs

Innerhalb von fünf Jahren sollen 69 Millionen neue Jobs in den Bereichen Gesundheit, Medien oder Bildung entstehen – aber 83 Millionen sollen verschwinden.

image

Das Kantonsspital Obwalden soll eine Tochter der Luks Gruppe werden

Das Kantonsspital Obwalden und die Luks Gruppe streben einen Spitalverbund an. Mit einer Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für eine künftige Verbundlösung geschaffen.