Wenn Ärzte per WhatsApp Röntgenbilder verschicken

Ein interessanter Trend wurde in Grossbritannien festgemacht: Schon die Hälfte der Ärzte übermittelt Patientendaten via App-basierten Nachrichtensystemen – auch sensibles Material.

, 7. Januar 2016 um 10:00
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Britische Forscher haben eine Umfrage unter Ärzten und Pflegefachleuten in fünf Kliniken des National Health Service (NHS) gestartet. Sie wollten herausfinden, wie die Mediziner und das Pflegepersonal mobile Geräte in ihrer täglichen Arbeit einsetzen.
Resultat der im «BMJ» publizierten Studie: Über 90 Prozent der Ärzte und über die Hälfte des Pflegepersonals empfinden den Einsatz dieser privaten mobilen Geräte bei der Erfüllung ihrer täglichen Aufgaben in der Klinik als sehr hilfreich beziehungsweise hilfreich.
Ärzte sind jedoch wesentlich aktiver in der mobilen Welt:

  • 92 Prozent nutzen das Smartphone auch in der Klinik zum Surfen im Internet (bei den Pflegekräften sind es 48,5 Prozent)
  • 88 Prozent für das Lesen und Senden von E-Mails (Pflege: 34 Prozent)
  • 85 Prozent für das Empfangen und Senden von SMS (Pflege: 29 Prozent)
  • 50 Prozent für Bild-Messaging-Systeme (Pflege: 12,7 Prozent)
  • 43 Prozent auch für App-basierte Nachrichtensysteme wie WhatsApp (Pflege: 13 Prozent).

Fast die Hälfte der befragten Smartphone-Besitzer – und das waren praktisch alle – gaben zudem an, auch mit ihrer Smartphone-Kamera Fotos von Wunden gemacht zu haben und diese oder auch Röntgenbilder über ein Bild-Message-System via Handy an Kollegen gesendet zu haben.

Mohammad H Mobasheri et al. «The ownership and clinical use of smartphones by doctors and nurses in the UK: a multicentre survey study», in: «BMJ». Januar 2016

Diese Praxis ruft aber auch Datenschützer auf den Plan. Denn oft werden patientenbezogene Informationen über die ungesicherten Handys und Tablets ausgetauscht.

Wunsch nach sicheren Kommunikationsplattform

Konkret: Rund zwei Drittel der Ärzte haben einmal Patientendaten via SMS verschickt, ein Drittel sogar über App-basierte Nachrichtensysteme. Fast ein Drittel der Ärzte glaubte, noch immer patientenbezogene klinische Informationen auf ihrem Smartphone zu haben.
Die Mehrzahl der befragten Ärzte (über zwei Drittel) und auch ein Drittel des Pflegepersonals wünschten in der Umfrage eine sichere Kommunikations-App, die auch einen Austausch von Patientendaten unter Kollegen erlaubt.
Mehr / Hattip: «Jeder dritte Arzt verschickt Patientendaten via Apps», in: «Ärztezeitung»
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