Dass Technik-Produkte oft eigenartig teuer sind, sobald sie im Gesundheitsbereich eingesetzt werden: Dies ist ein recht offenes Geheimnis. Dass vertragliche Abmachungen zwischen Industrie und Spitälern hier die Transparenz beeinträchtigen: auch bekannt. Und dass in solch einem Umfeld grosse Preisspannen entstehen, entspricht der ökonomischen Logik.
Die Tamedia-Zeitungen sind nun der Frage en detail nachgegangen – einer Frage, die angesichts von 9 Milliarden Franken Medizinaltechnik-Umsatz in der Schweiz ziemlich prämienwirksam sein dürfte.
Die angefragten Gesundheitsämter und Spitäler wollten allesamt keine Auskunft geben zum bezahlten Preis – Vertragsgeheimnis.
Interne Quellen aus den Institutionen gaben dann hinter vorgehaltener Hand für die Jahre 2018 bis 2020 Preise an, die enorm schwankten. Und diese Unterschiede konnten mit Angaben aus Krankenkassen verifiziert werden. Konkret unterschieden sich die bezahlten Beträge pro Gerät um satte 10'000 Franken: Sie lagen zwischen 2'900 und 12'900 Franken.
Hausgemachte Schwächen
Dass die Schweiz für medizinische Implantate überaus hohe Preise bezahlt, ist bekannt. Der Preisüberwacher machte dies bereits zum Thema: Eine
Studie des Teams von «Monsieur Prix» ergab 2007 bei einem Herzschrittmacher («Modell A»), dass die Leistungserbringer in Deutschland nur 54 Prozent und in Frankreich gar nur 47 Prozent des Schweizer Preises bezahlten; auch in Italien und Österreich waren die Geräte massiv billiger.
Der Preisüberwacher erklärte dies damals primär mit hausgemachten Schwächen: «Die Struktur des Spitalmarktes und die Grösse der einzelnen Spitäler spielen eine wichtige Rolle in der Beurteilung der Gründe für Preisunterschiede», lautete ein Fazit der Studie: «So sind die Absatzmengen umso grösser, je grösser der entsprechende Markt ist. Und je grösser das Spital, desto grösser ist in der Regel die Absatzmenge und damit der auszuhandelnde Mengenrabatt.»
Auch der Tamedia-Report deutet darauf hin, dass die einzelnen (oder eben auch: vereinzelten) Spitäler wenig Möglichkeiten und auch wenig Interesse haben, Druck auf die Medtech-Produzenten auszuüben.
Klar wird durch den Beitrag aber auch: Die Schweizer Preise haben wenig zu tun mit den Entwicklungs- und Herstellungskosten der Geräte.