Auch im Zürcher Kinderspital wird den Angestellten – wie in vielen anderen Gesundheitsinstitutionen – eine Grippeimpfung empfohlen. Doch heute impfen sich «gegen Grippe weniger Angestellte als vor der Pandemie»: Dies sagte Christoph Berger, der Leiter der Abteilung Infektiologie und Spitalhygiene am Kispi und landesweit bekannt als ehemaliger Präsident der Impfkommission EKIF.
Es ist eine erstaunliche Aussage. «Wir hatten im Kinderspital eine hohe Grippeimpfrate. Dass die heute geringer ist, dürfte der Pandemie geschuldet sein», so «Impf-Papst» Berger in einem
Interview mit der «Sonntagszeitung». «Damals wurde viel Druck ausgeübt, sich impfen zu lassen, und zwar nicht zum eigenen Schutz. Das galt besonders für das Gesundheitspersonal.»
Die Impf-Drängelei von 2021 und 2022 habe gerade bei den Beschäftigten im Gesundheitswesen den Eindruck erweckt, dass die Impfung erwartet wird. «Dabei sollte es so sein, dass man sich ohne Druck freiwillig impft, um sich und andere zu schützen», so Berger, der demnächst aus der EKIF zurücktreten wird. «Heute ist es einfacher, eine Maske zu empfehlen als eine Impfung. Im Spital sagen wir, wer krank ist, bleibt zu Hause, und wer Symptome hat, soll eine Maske tragen.»
Deutschland: Mehr als die Hälfte
Daten zur Impf-Bereitschaft des Gesundheitspersonals in der Grippesaison 2024/25 liegen noch nicht vor. Greifbar ist, dass die Mediziner, Pflegenden oder Therapeuten in der Pandemie auch deutlich häufiger eine Grippeimpfung zuliessen als davor. Laut einer Erhebung des Verbands Zürcher Krankenhäuser lag die Impfquote beim Gesundheitspersonal in der Saison 2015/2016 beispielsweise bei 21,6 Prozent. Bis 2020/21 stieg der Wert dann auf 34,5 Prozent.
In Deutschland
veröffentlichte das Robert Koch Institut soeben seine Auswertung für die Saison 2023/2024. Danach liessen sich 58 Prozent der Angestellten deutscher Krankenhäuser gegen Influenza impfen. Unter den Ärztinnen und Ärzten erreichte die Impfquote etwa 81 Prozent. Beim Pflegepersonal liessen sich nur rund 49 Prozent der Angestellten impfen, bei den therapeutischen Berufen war der Wert dann wieder leicht höher: 52 Prozent. Die tiefste Impfrate fand sich in den Hauswirtschafts- und Küchen-Bereichen (44 Prozent).
Interessanterweise zeigten Männer (64 Prozent) eine höhere Impfbereitschaft als Frauen (57 Prozent).
Basis der RKI-Erhebung war eine Umfrage unter gut 8’000 Beschäftigten in 72 deutschen Spitälern. Sie wurde von April bis Juni 2024 durchgeführt.
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