Comparis kritisiert Spitalzusatzversicherungen für Ungeborene

Der Vorwurf: Die meisten Kassen behielten sich nachträgliche Änderungen vor.

, 21. Februar 2024 um 15:17
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Eltern möchten für ihr Baby die beste Krankenversicherung. Doch bei manchen Kassen wiegen sie sich in trügerischer Sicherheit. | Pixabay
Viele Krankenkassen empfehlen werdenden Eltern, für ihr Kind schon vor der Geburt eine Zusatzversicherung abzuschliessen – und damit das Risiko einer Gesundheitsprüfung zu umgehen.
Doch 11 der 12 grössten Kassen haben inzwischen ihre Praxis geändert. Sie haben Klauseln eingebaut, wonach sie bei Spitalzusatzversicherungen gewisse Leistungen auch noch nachträglich ausschliessen können. Oder sie erlauben sowieso erst nach der Geburt einen Abschluss der Versicherung. Das stellt der Online-Vergleichsdienstes Comparis fest.
Krankenkassenexperte Felix Schneuwly warnt deshalb: Kinder mit Geburtsgebrechen wie einem angeborenen Herzfehler, Epilepsie oder Trisomie 21 hätten kaum eine Chance auf Flex-, Halbprivat- oder Privatspitalversicherungen, selbst wenn sie von ihren Eltern vor der Geburt versichert werden.

Swica verspricht zu viel

Er kritisiert die Werbung gewisser Versicherer: «Mitunter ist die Leistungseinschränkung nur im Kleingedruckten ersichtlich.» In einem Fall werde in der Werbung zum Beispiel nichts von rückwirkenden Einschränkungen erwähnt. Unter den «Ergänzenden Versicherungsbestimmungen» stehe dann aber: «Bei den Versicherungsstufen mit halbprivater oder privater Spitalabteilung wird, falls im ersten Lebensjahr ein Geburtsgebrechen festgestellt wird, rückwirkend auf dieses Geburtsgebrechen ein Vorbehalt angebracht.»
«Das Versprechen, beim vorgeburtlichen Vertragsabschluss keine Gesundheitsprüfung zu machen, ist irreführend, wenn es dann nach der Geburt doch eine gibt», so Schneuwly.

Nur CSS, Groupe Mutuel und Sanitas ohne Einschränkung

Transparent auf der Webseite deklariert Sympany die rückwirkenden Ausschlüsse. Bei Atupri, Assura, Concordia, Helsana und KPT können die Spital-Privatversicherungen gar nicht vorgeburtlich abgeschlossen werden. Auch das teilen diese Kassen offen mit.
Einzig bei CSS, Groupe Mutuel und Sanitas können Eltern vorgeburtlich auch Spitalzusatzversicherungen abschliessen, und zwar ohne nachträgliche Gesundheitsprüfung.
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