Uni Freiburg: Medizin-Master ohne Notendruck

Als einzige Universität in der Schweiz – und als eine von 20 weltweit – verzichtet die Uni Freiburg auf Noten im Medizin-Master.

, 27. Januar 2025 um 12:50
image
Master Medizinstudenten während einer Vorlesung an der Uni Freiburg. Die Zulassung zum Masterstudienprogramm ist hier auf 40 Plätze beschränkt. Bild: Screenshot/RTS
Die Universität Freiburg geht in der Medizinerausbildung neue Wege: Als einzige Hochschule in der Schweiz bietet sie seit 2019 einen Master in Medizin an, bei dem die Noten keine Rolle spielen.
Mit der Abschaffung soll der Fokus der Studierenden weg vom reinen Bestehen einzelner Prüfungen hin zur optimalen Vorbereitung auf ihre zukünftige Karriere als Ärzte verlagert werden.
«Die Noten haben den negativen Effekt, dass sie die Studierenden dazu zu bringen, ihnen mehr Bedeutung beizumessen als dem Inhalt», sagt Raphaël Bonvin, Vizedekan der medizinischen Ausbildung in Freiburg und der Leiter des Programms, gegenüber dem «Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS)»

Bewertung statt Noten

Allerdings: Auch an der Uni Freiburg wird bewertet. So bekommen die angehenden Ärzte jeweils Ende Jahr einen Bericht, der ihre Kompetenzen in verschiedenen Bereichen zusammenfasst. Der Report umfasst auch theoretische und praktische Prüfungen. Diese Prüfungen geben lediglich eine Rückmeldung über die erreichte Punktzahl und die Stellung des Studierenden im Verhältnis zum Rest der Klasse, ohne die eigentliche Vergabe von Noten.
Auf der Website der Uni Freiburg heisst es dazu: «Studierende erhalten durch MC-Tests, Selbstreflexionen, OSCEs, Projektarbeiten und direkte Beobachtungen regelmässig Rückmeldung zu ihren Fortschritten». Alle gewonnenen Erkenntnisse würden in einem elektronischen Portfolio – einer Art persönlichem Lerntagebuch – festgehalten. Und weiter: «Gemeinsam mit einem Lernbegleiter analysieren die Studierenden ihren Ausbildungsstand, reflektieren ihre Entwicklung und setzen sich individuelle Lernziele». Das Beurteilungssystem lege besonderen Wert auf Selbstreflexion und eine kontinuierliche Verbesserung der eigenen Fähigkeiten.
Wie RTS eruierte, funktionieren weltweit nur etwa zwanzig Universitätsstudiengänge auf diese Weise.

Erfolgreich

Die Lehrmethode der Universität Freiburg zeigt Erfolg: Gemäss SRF erreichten die Absolventen bei der eidgenössischen Medizinprüfung 2022 mit herausragenden praktischen Fähigkeiten den ersten Platz. In der Theorie gelangten sie auf dem zweiten Platz. Auch in den Jahren 2023 und 2024 konnten sie mit ähnlich starken Leistungen glänzen.
Bislang ist keine andere Universität in der Schweiz dem Beispiel Freiburgs gefolgt und hat die Noten abgeschafft.
Ein Master ohne Noten - ein schweizweit einzigartiger Fall der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg
.

  • ausbildung
  • studium
  • medizinstudium
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Abschaffung des NC? «Finden wir nicht gut»

Dass der Numerus Clausus abgeschafft wird, stösst bei Medizinstudenten auf wenig Begeisterung. Sie fürchten Qualitätseinbussen.

image

Bilden Sie sich mit aktuellem Wissen in der Suizidprävention weiter

Ziel des neuen CAS Suizidprävention am Departement Gesundheit der ZHAW ist es, Suizidgedanken frühzeitig zu erkennen und Interventionen einzuleiten. Teilnehmende lernen dies in interprofessioneller Weiterbildung mit Fachpersonen aus Gesundheits-, Bildungs- und Sozialberufen.

image

Überraschende Rechnung: Medizinstudium soll viermal günstiger sein

Hat die Politik bislang mit falschen Zahlen gerechnet? Eine Analyse des Verbandes der Schweizer Medizinstudierenden Swimsa deutet darauf hin.

image

Das Ende des Numerus Clausus ist beschlossen

Trotz Widerstand von Bundesrat Guy Parmelin setzt das Parlament auf eine Alternative zum NC für angehende Schweizer Ärzte.

image

«Der Numerus Clausus muss weg»

Seit Jahren fordern Ärzteverbände und Politiker die Abschaffung des NC. Nun könnte es sich konkretisieren.

image

Zürich: Kein Ausbau bei den Medizin-Studienplätzen

An der Universität können nächstes Jahr 380 junge Leute ein Studium der Humanmedizin einschliesslich Chiropraktik beginnen.

Vom gleichen Autor

image

Spital Lachen: Neuer Chefarzt kommt vom Spital Zollikerberg

Simon Andreas Müggler wird Chefarzt der Klinik Medizin und damit Nachfolger von Thomas Bregenzer.

image

Insel Gruppe: Erfolglose Lohnverhandlungen

Die Lohnverhandlungen zwischen der Insel Gruppe und den Berner Personalverbänden VSAO, VPOD und SBK sind gescheitert. Positiver sieht es bei den den Berner Regionalspitälern aus.

image

Kispi Zürich: «Finanzlage weiterhin kritisch»

Die Kantonsregierung unterstützt das Kinderspital Zürich mit weiteren 25 Millionen Franken und verstärkt die Aufsicht durch eine Vertretung im Stiftungsrat.