Das Kantonsspital Aarau (KSA) hat stürmische Zeiten hinter sich: Für Schlagzeilen sorgte das grösste Aargauer Spital im vergangenen Jahr vor allem, weil der Chefarzt der Angiologie Leistungen regelwidrig auf seinen Namen erfasst hatte. Dieser arbeitet inzwischen nicht mehr im Spital; die kantonale Staatsanwaltschaft hat ein Verfahren gegen Unbekannt eröffnet, weil auch weitere Personen in den Fall involviert sein könnten.
Auch die Bauinvestitionen in der Höhe von 700 Millionen Franken bergen regelmässig politischen Zündstoff - oder der inzwischen offenbar bereits verlorene Kleinkrieg mit Hirslanden um die Herzchirurgie. Das KSA stand wohl noch nie so nahe vor wichtigen strategischen Weichenstellungen wie heute. Im Zuge dieser Neupositionierung gab Konrad Widmer Ende 2018 den Posten als Verwaltungsratspräsident ab. Als Grund für dessen Abgang nach drei Jahren gab die Regierung das gegenseitige Vertrauen an, das nicht mehr gegeben sei.
Langjährige Erfahrung im Gesundheitswesen
Nun soll Peter Suter das Kantonsspital Aarau wieder in ruhige Gewässer führen. An einer ausserordentlichen Generalversammlung hat ihn der Regierungsrat per 1. April 2019 zum neuen Verwaltungsratspräsident gewählt. Dies geht aus einer Mitteilung der Staatskanzlei hervor.
Der 61-jährige Manager verfüge über langjährige Führungserfahrung, schreibt die Aargauer Regierung. Derzeit leitet er als Geschäftsführer die Schweizer Tochter des japanischen Elektronikkonzerns Sharp. Suter war zudem CEO bei verschiedenen Industrieunternehmen, unter anderem bei einem Unternehmen für Messsysteme oder bei einer Firma für Dokumentenmanagement. Der Betriebsökonom sitzt darüber hinaus seit mehreren Jahren in verschiedenen Verwaltungsräten.
Kennt den aktuellen KSA-CEO aus seiner Zeit als KSB-Präsident
Der neue Mann an der strategischen Spitze des Kantonsspitals kenne zudem das aargauische Gesundheitswesen und politische Umfeld aus verschiedenen Perspektiven: So ist er seit 2011 Stiftungsratspräsident der aarReha-Klinik in Schinznach-Bad. Die Reha-Klinik mit zwei Zentren beschäftigt 340 Mitarbeitende.
Seit 2013 ist Peter Suter zudem Mitglied des Bankrates der Aargauischen Kantonalbank (AKB). Auch das Bankhaus sorgte in der Vergangenheit im Zusammenhang mit Führungswechseln an der operativen Spitze für Schlagzeilen. Dieses Gremium werde er auf Ende Juni 2019 verlassen, heisst es. Ebenso trete er von seinem Verwaltungsratsmandat beim Kantonsspital Baselland (KSBL) zurück.
Suter war bereits einmal Verwaltungsratspräsident eines Kantonsspitals. Und zwar von 2004 bis 2014 beim Kantonsspital Baden (KSB). Aus dieser Zeit dürfte er den aktuellen KSA-CEO Robert Rhiner kennen; dieser war damals noch Leiter der Abteilung Gesundheit des Kantons. Rhiners Aufgabengebiet umfasste unter anderem die Einführung der neuen Spitalfinanzierung. Von 2000 bis 2004 präsidierte Peter Suter zudem den Stiftungsrat des inzwischen geschlossenen Bezirksspitals Brugg.
Vor Kurzem eine Spitalfusion abgebrochen
Suter sei im Aargau «bestens vernetzt», schreibt die Staatskanzlei weiter. Ein Kriterium, das sein Vorgänger Widmer nicht erfüllte. Der neue VR-Präsident ist auch überregional im Gesundheitswesen aktiv: So präsidiert er seit rund zwei Jahren das Spital Lachen. Vor Kurzem hat das Regionalspital im Kanton Schwyz unter seiner Oberleitung das Fusionsvorhaben mit dem Spital Einsiedeln abgeblasen: Zu geringer Synergiegewinn, so die Begründung. Auch als VR-Präsident des Kantonsspitals Baden (KSB) hatte sich Suter bereits gegen eine Zentralisierung der beiden Häuser ausgesprochen.
Das KSA mit seinen über 4'400 Mitarbeitenden steht ganz klar vor grossen Herausforderungen. Für den neuen Mann auf dem höchsten Kommandoposten stehen schwierige Aufgaben an: Dazu gehören nicht nur die Finanzen ins Gleichgewicht zu bringen oder den Neubau zu realisieren. Sondern auch das grösste Spital vor dem Hintergrund der Revision des neuen Spitalgesetzes strategisch zu schärfen – und vor allem auch Vertrauen zu schaffen.
Noch kein Entscheid zu den Investitionen gefallen
Ursprünglich sollte der neue VR-Präsident des Kantonsspitals erst im Mai gewählt werden. Mehrere Quellen behaupten allerdings: Die Wahl von Suter sei bereits seit Ende 2018 beschlossene Sache. Das Wahlgremium besteht aus den Generalversammlungen, das heisst aus der Gesundheitsdirektorin Franziska Roth und einem Vertreter des Finanzdepartements. Mitte März hat die Aargauer Regierung bekannt gegeben, dass Roth die Verantwortung für das KSA vor dem Hintergrund des Bauprojekts an den Finanzdirektor abgebe.
Der Regierungsrat wollte den neuen VR-Präsidenten «möglichst rasch» wählen, sagte ein Sprecher gegenüber der «Aargauer Zeitung». Der Grund seien die aktuellen und bevorstehenden Herausforderungen für das KSA gewesen. Suter könne sich so auch gleich in den Auswahlprozess für die Besetzung der vakanten Verwaltungsratssitze einbringen.
Das bevorstehende Neubauprojekt sei hingegen für den Wahltermin «nicht ausschlaggebend» gewesen, heisst es weiter. Diese Woche entscheidet sich der Verwaltungsrat für das Neubau-Siegerprojekt. Ein Entscheid, der allerdings noch nicht die Freigabe des Projekts bedeute, sagte Peter Suter der AZ. Auch zu den Investitionen wurden ihm zufolge noch keine Entscheide gefällt. Die Öffentlichkeit werde nächste Woche über «das weitere Vorgehen beziehungsweise den Entscheidungsfahrplan» informiert.