«Wir können mit homöopathischen Mitteln in vielen Fällen die Prognose verbessern», verspricht Dario Spinedi in einem Film auf der Website seiner Klinik in Orselina, oberhalb von Locarno. Schon mehrfach wurde der Tessiner Dottore und Homöopath Spinedi für solche gewagten Anpreisungen kritisiert.
Doch er wirbt unbeirrt weiter für seine 14-tägigen homöopathischen Krebskuren in seiner Klinik. Subtil, aber unmissverständlich. Etwa mit dem Satz: Die Klinik sei international anerkannt für ihre Erfahrung in der homöopathischen Behandlung von Patienten mit onkologischen Erkrankungen.
Spinedi unterstützt Patienten bei der freien Therapiewahl
Die vor 22 Jahren eröffnete Klinik nimmt hauptsächlich Patienten mit Krebs und anderen schweren chronischen Krankheiten auf. Dabei empfiehlt die Klinik zwar denjenigen Patienten, «bei denen die konventionelle Therapie eine gute Aussicht auf Heilung hat», diese durchzuführen und die homöopathische Behandlung begleitend und unterstützend in Anspruch zu nehmen.
Doch gleichzeitig schreibt sie: «In jedem Fall aber unterstützen wir den ausführlich aufgeklärten und auch von Seiten der konventionellen Onkologie umfassend informierten Patienten in der freien Wahl seiner Therapie.»
Gefährlicher Verzicht auf klassische Krebsbehandlung
Das hat zur Folge, dass es immer wieder Patienten gibt, die auf schulmedizinische Behandlungen verzichten und sich ausschliesslich auf die homöopathische Behandlung in der Clinica verlassen.
Dario Spinedi kann tatsächlich Fälle präsentieren von Patienten, bei denen sich ein Krebs zurückgebildet hat. Für schulmedizinische Krebsspezialisten sind das allerdings keine homöopathischen Heilungen, sondern spontane Rückbildungen, die auch ohne Globuli und teure Klinikaufenthalte vorkommen.
Thomas Cerny: Homöopathie nur als Begleittherapie
«Ich halte nichts davon, wenn Homöopathie für mehr als zur Begleitung einer korrekten Krebstherapie eingesetzt wird», sagte etwa der Onkologe Thomas Cerny gegenüber der «Berner Zeitung».
Und der Krebsspezialist Franco Cavalli räumte in einem Interview zwar ein: Die Ärzte der Clinica Dr. Spinedi seien freundliche Leute, die fest an ihre Behandlungsmethoden glaubten und ihm alle Daten dazu gezeigt hätten. Doch: «Ich fand nur keine Beweise, dass die homöopathische Therapie den Krankheitsverlauf beeinflusst hätte.»
Spinedi fühlt sich missverstanden
Schon vor gut zwei Jahren fühlte sich Dario Spinedi in einem kritischen Artikel in der «Neuen Zürcher Zeitung» missverstanden. Damals betonte Dario Spinedi in einer Stellungnahme in der Zeitung «La Regione», die Klinik habe noch nie Patienten dazu gedrängt, auf eine Chemotherapie oder eine andere klassisch-medizinische Behandlung zu verzichten.
Er räumte aber schon damals ein: Unter gewissen Umständen kämen die Ärzte mit den Patienten überein, eine Zeitlang nur auf homöopathische Behandlungen zu setzen, um zu schauen, welche Wirkung sie hätten.
Unmissverständliche Werbung nur auf Russisch und Englisch
Auch heute ist die Klinik noch nicht wirklich von der Behauptung abgerückt, dass sich Krebs mit Homöopathie heilen lasse. Das zeigen die Klinik-Informationen auf der Website, die sich nicht nur auf Italienisch und Deutsch, sondern auch auf Englisch und Russisch abrufen lassen.
Auf Englisch und Russisch wirbt die Klinik einiges offensiver als in den Schweizer Landessprachen: Die Klinik sei derzeit die einzige in Europa, die Krebs mit Homöopathie behandle, heisst es unmissverständlich auf Englisch. Und auf Russisch: Die homöopathische Therapie könne auch die Hauptbehandlungsmethode sein und nicht nur eine traditionelle Therapie begleiten.
Tiefpreisangebot für Behandlungen
Derzeit wirbt Dottore Spinedi sogar mit Preissenkungen für seine Behandlungen: «Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass die Clinica Dr. Spinedi die Preise geändert hat. Die neuen Preise sind flexibler und günstiger», heisst es auf der Website.
Die Werbung hat ihren Grund. Die obligatorische Grundversicherung übernimmt keine Aufenthalte in der Privatklinik. Die Patienten zahlen 600 Franken für eine erste Abklärung und 100 Franken pro Tag für die Arztvisite. Die Zimmer kosten von 200 bis 310 Franken pro Nacht. Ein Aufenthalt dauert in der Regel 14 Tage.