Zyniker mögen einwenden: Was kümmern streikende Assistenzärzte, wenn so oder so über 7 Millionen Personen auf eine Operation warten. Wie das «British Medical Journal» (BMJ) berichtet, wollen die «Junior doctors» ab dem Freitag, 11. August 2023, ihre Arbeit für vier Tage niederlegen.
Es ist eine «Never ending story». Doch im Unterschied zur Schweiz, wo sich Assistenzärztinnen- und ärzte vornehmlich wegen der langen Arbeitszeiten beklagen, geht es in England um den Lohn.
«Wir haben in 15 Jahren mehr als ein Viertel unseres Lohns verloren, und wir sind hier, um es zurückzubekommen», werden die Verantwortlichen des Streikkomitees im BMJ zitiert.
Sunak unter Beschuss
Premierminister Rishi Sunak erklärte die Gespräche für beendet. «Aber es ist nicht Rishi Sunaks Aufgabe, zu entscheiden, dass die Verhandlungen beendet sind, bevor er überhaupt den Raum betreten hat. Dieser Streit wird erst am Verhandlungstisch enden,» so das Streikkomitee.
Wie im BMJ weiter zu lesen steht, sind seit Dezember 2022 mehr als 820'000 Routinebehandlungen und Termine für Patienten aufgrund von Arbeitskampfmassnahmen verschoben worden.
35 Prozent mehr Lohn gefordert
14 Pfund, umgerechnet 15 bis 16 Franken, sollen Assistenzärzte pro Stunde verdienen. Für den Vorsitzenden der Ärztegewerkschaft sei das kein wettbewerbsfähiges Gehalt. Daran änderten auch das Zugeständnis des Premiers nichts, der Mitte Juli eine Gehaltserhöhung von 6 Prozent versprochen hat.
Die genannten 6 Prozent sind nichts im Vergleich zu den 35 Prozent, die die Ärztewerkschaft schon im April forderte, als um die 50'000 Ärztinnen und Ärzte für den bisher längsten Ärztestreik der britischen Nachkriegsgeschichte sorgten.
Mitte Juli dann die Fortsetzung, als ein noch grösserer Streik seit der Gründung des britischen Gesundheitsdienstes NHS vor 75 Jahren begonnen hat. Fünf Tage hat er gedauert. Zudem haben sich auch noch Kaderärzte und medizinische Röntgenfachkräfte den Streikenden angeschlossen.